: „Es wird keinen Platz für Krawalle geben“
Bisher hat Bodo Plaul, Besitzer des Restaurants Kafka in der Oranienstraße, am 1. Mai seine Fenster mit Brettern verbarrikadiert. Doch die Erfahrung aus dem vorigen Jahr hat ihn überzeugt. Er will seinen Laden öffnen
taz: Herr Plaul, Was bedeutet Ihnen der 1. Mai?
Bodo Plaul: Für mich heißt es am 1. Mai immer: viele Leute, die hier in Kreuzberg Krawall machen. Das ist nicht schön.
Der politische Bezug ist Ihnen an diesem Tag also verloren gegangen?
Noch nicht ganz. Es wäre aber viel schöner, wenn gelingt, was wir dieses Jahr vorhaben: Erst kommen die Demonstrationen, anschließend machen wir zum Feiern ein nettes Get-together. Und dann hoffen wir, dass es weltweit bald Frieden gibt.
Glauben Sie, mit dem „MyFest“ der Bürgermeisterin wird der diesjährige 1. Mai gewaltfreier ausfallen?
Wir wünschen uns das. Genau einschätzen kann ich das aber nicht.
Die Idee eines großen Straßenfestes am 1. Mai hatte der FU-Professor Peter Grottian. Er scheiterte letztes Jahr unter anderem, weil Gewerbetreibende sich nicht beteiligten. Warum waren Sie letztes Jahr nicht dabei?
Letztes wurde die Sache nur halbherzig angegangen. Es fehlte der Biss. Vielleicht ist das Anliegen damals bei uns einfach auch nicht angekommen. Dieses Jahr steht aber die Bezirksbürgermeisterin hinter uns.
Was soll dieses Mal denn anders sein als letztes Jahr?
Dieses Jahr sind wir alle dabei. Wir feiern dieses Mal ja nicht nur auf dem Mariannenplatz, sondern im gesamten Kiez. Ich werde Tische und Stühle rausstellen. Die kulturellen Vereine werden ihre Projekte zeigen. Die Straße ist eigentlich voll. Da gibt es keinen Platz für Krawalle.
Sie glauben wirklich, die Rechnung wird ohne Steine und Plünderungen aufgehen?
Das weiß ich nicht. Ich zumindest werde meine Schaufenster nicht verbarrikadieren.
Sie stellen auch keine Bretter bereit, die Sie zur Not doch vor Ihre Fenster nageln können?
Nein.
Vertrauen Sie eigentlich der Polizei?
Ich habe großes Vertrauen in die Deeskalationspolitik. Gerufen habe ich die Polizei noch nicht. Das war nicht nötig.
Wer zahlt die zerbrochenen Scheiben am 1. Mai?
Eigentlich die Versicherungen. Aber die stellen sich bei Krawallen immer an.
INTERVIEW: FELIX LEE