: Tschechische Tracht Prügel
BERLIN taz ■ Seltsame Bräuche in Tschechien: Am Ostermontag laufen die Jungen in Tschechien mit leuchtenden Augen durch die Gegend. Denn eine alte Tradition erlaubt es ihnen, um die Häuser zu ziehen und den dort wohnenden Mädchen mit selbst gebastelten Ruten genussvoll auf den Hintern zu schlagen. Reimverse singend, verlangen sie dabei nach Süßigkeiten, die ihnen die Mädchen nach der Tracht Prügel auch noch bereitwillig geben. Als gerechter, jedenfalls aus weiblicher Sicht, erweist sich eine andere Variante der tschechischen Ostertradition. Hier geht den Schlägen eine eisige Dusche am Ostersonntag voraus. Bei diesem Brauch stehen die Mädchen so früh wie möglich auf, um die Jungen mit kaltem Wasser zu begießen. Dieses gegenseitige Quälen zwischen Mann und Frau ist allerdings kein Geschlechterkampf. Es ist vielmehr ein Necken, ein Kompliment in anderer Form. Denn in früheren Zeiten wurden zuerst die hübschesten Mädchen für die Schläge ausgesucht, und so galt es als Schande, den Hintern nicht versohlt zu bekommen. Der Brauch bietet den pubertierenden Jungen wohl auch die Möglichkeit, heimlich ihre Angebeteten zu besuchen. Der weitgehend vergessene Sinn der Schläge ist deren symbolischer Beitrag zur Fruchtbarkeit – mit dem Baumsaft der Ruten soll Lebenskraft auf die Menschen übertragen werden. KAT