: lastwagengummiplanentaschenträgerin
Berlin, Berlin ist offenbar der Sehnsuchtsort der Republik. Und glaubt man den Programmplanern, zieht es die provinzielle Jugend, so sie etwas auf sich hält, zum Studium geschlossen in die Hooptstadt, wa? Trotzdem wäre die ARD gut beraten, die Serie umzubenennen. Kein Mensch sagt „Berlin Berlin“, wenn er „Lolle“ meint. Heute läuft die zweite Staffel mit 20 neuen Folgen an (jeweils dienstags bis donnerstags, 18.50 Uhr, ARD). Komplette Familien werden den Frühling draußen vor der Tür und die 22-jährige Kölnerin Felicitas Woll – Inhaberin der vielleicht schönsten Manga-Augen der Republik und ortstypische Lastwagenplanengummitaschenträgerin (was da wohl immer drin ist?) – in ihr Herz lassen.
Das Setting der mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Serie sollten sich die Programmverantwortlichen in Gold rahmen lassen: Junges Ding geht in die Hauptstadt, bewohnt mit wechselndem Personal eine Wohngemeinschaft, leidet an den Männern und hört doch immer auf, Herrgott, die Stimme ihres Herzens. Das Ganze ist bei weitem nicht so billig produziert wie andere Vorabend-Seifenopern, sondern frisch gefilmt und hübsch aufgerüscht mit Comic-Inserts, durchaus lebensnahen Dialogen und guten Drehbuch- und Regieeinfällen. Die erste Staffel erreichte bei den 14- bis 29-jährigen Frauen (nicht Männern!) einen Marktanteil von immerhin 22 Prozent, die zweite lässt Vergleichbares erwarten, auch wenn der Pferdeschwanz jetzt ab ist und die heimliche Heldin Rosalie sich heute abend auf somnambule Art verabschiedet. AM FOTO: ARD