Endlich schneckenfrei

Der kalte, trockene Winter macht der Schleimplage ein Ende. Auch Baumkrankheiten wie „Monilia Spitzendürre“ gehen zurück. Und es ploppt

Wer aufmerksam aus dem Fenster schaut, kann zusehen, wie die Blätter ploppen

von KAIJA KUTTER

Am Oster-Überraschungsei im Gras klebte ein kleines Schneckchen. Fünf Millimeter kurz zwar, doch die zwei Fühler keck empor gestreckt, verursachte sie einen Albtraum in der folgenden Nacht. Braune Schneckenleiber, zwölf, fünfzehn Zentimeter lang, schlängelten sich über Beet und Rasen und fraßen alles kahl. Die vergangenen zwei Sommer haben sich tief ins Unterbewusstsein aller Garten- und Pflanzenliebhaber gegraben. Über Obstkisten quasi als Globalisierungsfolge aus südlichen Ländern hier vor Jahren eingeschleppt, fehlt der spanischen Nacktschnecke hierzulande der natürliche Feind – von Gartenfreunden einmal abgesehen.

Da tut es gut, mit Gregor Hilfert vom Beratungsdienst des Hamburger Pflanzenschutzamtes zu telefonieren (040 / 42816-590). Er bestätigt, was mancher Schneckenhasser bereits insgeheim hoffte. Der vergangene Winter war mit bis zu minus 17 Grad so kalt, das erwachsene Schneckentiere ihn diesmal kaum überlebten. Und auch manches Schneckenei, von dem ein Tier bis zu 300 legt, dürfte erfroren oder vertrocknet sein. Wer auf Nummer sicher gehen will, dass sich die Kleine vom Ü-Ei und ihre Artgenossen nicht wieder sprunghaft vermehren, sollte Pflanzen auslichten und dafür sorgen, dass sie nach Regen schneller abtrocknen, empfiehlt der Experte. Schneckenkorn sollte nur gezielt eingesetzt werden, beispielsweise um junge Stauden zu schützen.

Besonders günstig ist das trockene Wetter für die gerade beginnende Kirsch- und Obstblüte. Denn nicht minder dramatisch war im Sommer 2002 die Ausbreitung von Baumpilzkrankheiten wie die der „Monilia Spitzendürre“. Manch genervter Kleingärtner griff da zur Säge und pflanzte was Neues. Doch die Infektion der Bäume mit den Sporen geschieht zur Blütezeit, sprich jetzt. Es gilt, je feuchter die Luft, desto besser für die Sporen. Da aber für den Rest der Woche trockenes Wetter angekündigt ist, rechnet Hilfert in diesem Jahr mit „keiner allzu schweren Infektion“. Das gelte auch für Birnengitterrost undApfelschorf.

Das trockene Wetter hat manchen Pflanzen aber auch bereits geschadet. Im März machten kränkelnde Kirchlorbeeren, Bambusse und andere immergrüne Sträucher Schlagzeilen, deren Blätter vertrockneten, weil die Wintersonne ihr Wasser verdunstete. Sie dürfen nur in frostfreien Perioden gegossen werden und sollten eigentlich an schattigen Standorten stehen. Ist dies nicht zu ändern, können sie ähnlich wie Rosen im Winter mit Tannenzweigen vor dem Licht geschützt werden.

Doch dramatisch ist die lange Trockenheit noch nicht. Die meisten Pflanzen haben tiefe Wurzeln und holen sich damit ihr Wasser aus dem Boden. Hilfert empfiehlt, bei sandigen Böden Stauden mit schlaffen Blättern schon mal zu gießen, „die Pflanzen, die noch gut aussehen, kriegen bei mir noch nichts“.

So reicht der Wasserspeicher im Boden auch aus, um das jährliche Schauspiel des Frühlingsplopps zu wiederholen. Wer in diesen Tagen aufmerksam aus dem Fenster schaut, kann zusehen, wie die Blätter rasant aus den Knospen wachsen. Wer es eine Woche lang nicht tut, wird sich in einer grünen Stadt wiederfinden und den Plopp verpassen.