piwik no script img

sparendes arbeitsamtFalsche Priorität

Man kennt das von Sarrazins Vorgaben für die Sozialhilfe: Sind die Ausgaben zu hoch, sollen pauschale Sparvorgaben helfen. Obwohl durch solche Vorgaben nicht ein einziger Mensch weniger in Armut fällt und Sozialhilfe beantragt. Angepasst wird nicht der Plan an die Wirklichkeit, sondern umgekehrt. Eine falsche Prioritätensetzung, die den Druck auf die Betroffenen erhöht.

Kommentar von RICHARD ROTHER

Ähnlich verfährt die Bundesanstalt für Arbeit. Um ohne Bundeszuschüsse auszukommen, sollen die Ausgaben für das Arbeitslosengeld gesenkt werden. Das Arbeitslosengeld ist aber eine Leistung, die jedem Beitragszahler zusteht. Die Sparvorgaben sind daher unrealistisch und allenfalls Kosmetik.

Das Arbeitsamt kann nämlich die Zahl derjenigen, die sich joblos melden, wenig beeinflussen. Es kann aber versuchen, die neuen Arbeitslosen schnell wieder „loszuwerden“ – je rascher das geht, desto weniger Arbeitslosengeld muss gezahlt werden. Eine bessere und schnellere Betreuung kann den Betroffenen helfen, sie kann aber auch den Druck auf sie erhöhen, jeden Job sofort anzunehmen.

Betriebswirtschaftlich gesehen macht eine solche Konzentration auf die „Neuankömmlinge“ wahrscheinlich sogar Sinn. Die Chance, sie in einen Job zu vermitteln, ist größer als bei Menschen, die schon länger arbeitslos sind. Letztere werden aber zwangsläufig vernachlässigt, wenn sich das Arbeitsamt, das über endliche Mittel verfügt, auf die „Neuen“ konzentriert. Das Amt sollte sich aber nicht nur betriebswirtschaftlichen, sondern auch sozialen Vorgaben verpflichtet fühlen. Zumal keine noch so kluge Vorgabe das Hauptproblem löst – den eklatanten Mangel an vernünftigen Arbeitsplätzen.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen