pachls nachsichten : SPD im Geisterzug
Der Kabarettist HEINRICH PACHL hat links seinen festen Platz
Genossinnen und Genossen, freuen wir uns, dass wir den SPD-NRW-Parteitag überlebt haben. Ist auch die Perspektive immer noch im Eimer, dafür stimmt die Stimmung wieder. Wir können nämlich nicht nur vom Vorstand erwarten, dass man uns schlecht regiert, wir müssen auch von uns verlangen, dass wir solidarisch reagieren, es also mit uns machen lassen. Und zwar nach Strich und Faden! Das sollten wir jetzt im Kölner Ortsverein basisnah umsetzen!
Auch wenn es schwer fällt, von der Rest-Rente noch ein Drittel abzugeben; auch wenn es schmerzt, dass wir uns von nun an selbst verarzten müssen; auch wenn es nicht jedem einleuchtet, für seine Sozialhilfe betteln zu gehen – Genossen, meint ihr, Gerd und Franz tut es nicht weh, wenn sie uns was wegnehmen lassen? Sie leiden, aber für unsere Partei machen sie es gerne – mit uns.
Und wie sie uns verarschen, das schaffen wir mit uns selbst schon lange. Das Motto des Parteitags – „Das Wichtige tun“ – muss Praxis werden. Also nicht nur als Parteispitze die Wichtigtuer spielen, sondern sich auch als Basis im Ortsverein als Wichtel bereit halten, die es mit sich tun lassen.
Politisch gibt es zu uns keine Alternative, wenn wir es nicht tun, tun es die anderen auch nicht besser. So weh die Gesundheitsreform tut – wir Spezialdemokraten wissen aus historischer Erfahrung als Arzt am Krankenbett des Kapitalismus: Nur wenn es dem Unternehmer gut geht, kann es uns gut gehen. Auch wenn es uns dann, bis es ihm gut geht, erst mal saudreckig geht.
Aber wenn wir uns schon selbst in die Fresse hauen lassen, dann sollten wir das genießen – wozu sonst nennen wir uns Genossen? Daher mein Antrag, unseren Ortsvereinsbüro umzubauen zum Sadomaso-Studio – mit Oberschwester Schmidt als Domina, Griesgram Clement als Auspeitscher und Scherzkeks Müntefering als Gigolo. Veredeln wir unser Elend zu Lust und Laster. „SPD macht geil“ steht draußen dran.
Damit kriegen wir zwar keine neuen Mitglieder, dafür kommt Kundschaft. Also habe ich uns für heute zum Geisterzug angemeldet. SPD als Fußpilztruppe „Suffe-Poppe-Danze“. Motto: Ob alt und krank, ob jung und reich – im Karneval sind alle gleich! Statt Arbeitslosengeld gibt‘s Kamelle. Alaafistan Köln – das überleben wir!