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Archiv-Artikel

Moderner Minister?

Lutz Stratmann will keine reine Traditionsoper. Schließungen in Niedersachsen sind für ihn denkbar

Hohe Einnahmeverluste und viel Kritik aus dem Publikum setzen die Staatsoper Hannover in der kommenden Spielzeit stark unter Druck. Trotz eines hohen Anspruchs an den Spielplan dürfe der betriebswirtschaftliche Gesichtspunkt nicht außer Acht gelassen werden, sagte der niedersächsische Kulturminister Lutz Stratmann (CDU) bei der Vorstellung des Programms für die Spielzeit 2003/2004.

Die zurückgegangene Zahl der Besucher und die mehr als 3.500 Abo-Kündigungen bezeichnete Intendant Albrecht Puhlmann als „bedrückend“. Mit populären Stücken wie „La Traviata“, „Tosca“ und der Operette „Die Fledermaus“ will das Opernhaus von diesem Herbst an Zuschauer zurückgewinnen. Einen „weichgespülten Spielplan“, der nur auf die Kasse schiele, werde es aber nicht geben, betonte Verwaltungsdirektor Knut Lehmann.

In dieser und der vorangegangenen Saison hatten Besucher nach den Aufführungen von „Don Giovanni“ und „Der Troubadour“ in der Regie von Calixto Bieito unter anderem Gewaltdarstellungen kritisiert. Weniger bekannte Stücke waren zudem schlecht besucht. Die Höhe der Einnahmeverluste nannte die Oper nicht.

„Viele haben ein eher tradiertes Bild von Oper“, sagte Minister Stratmann. Oper müsse ihnen ein „schönes Gefühl“ vermitteln, am besten mit Happy End. Stratmann unterstützte aber den Kurs der Oper, die sich von althergebrachten Inszenierungen lösen will. Kürzungen bei den Subventionen solle es trotz der dramatisch schlechten Haushaltslage des Landes vorerst nicht geben.

„Ich bin bemüht, den Kulturbereich von Sparmaßnahmen auszunehmen. Aber mehr als das Bemühen kann ich nicht versprechen“, meinte Stratmann. Allerdings seien auch „Szenarien“ für die Kulturlandschaft in Niedersachsen denkbar, die zu Schließungen von Häusern führen könnten. dpa