: Härtere Garde schrubbt dazwischen
Trainer Holger Fach korrigiert nach dem 2:2 gegen Freiburg die Saisonziele der Borussia. Mönchengladbachs Stürmer Tomislav Maric fordert derweil einen Stammplatz – und mehr Robustheit und Härte von seinen Kollegen
MÖNCHENGLADBACH taz ■ An manchen Tagen kann auch eine Currywurst mit Pommes großartig schmecken. Kein kunstvoll zubereitetes Meisterstück der mediterranen Küche bekamen die Besucher im Bökelbergstadion am Samstag vorgesetzt, es war ein fußballerisch dürftiges Abstiegsduell an einem grauen ungemütlichen Winternachmittag.
Auf dem tiefen, zerfurchten Rasen wurde gekämpft, gegrätscht und gerannt, und das Publikum durfte sich über eine spannende Dramaturgie freuen. Wunderbar ursprünglicher, emotionaler Abstiegskampf war das. Und wie der Imbissschmaus lagen die unterhaltsamen 90 Minuten am Ende allen ein wenig schwer im Magen. „Ich bitte um Verständnis, dass man sich ein bisschen ärgern darf, dass das Spiel durch einen zweifelhaften Strafstoß noch einmal diese Wendung genommen hat“, meinte Freiburgs Trainer Volker Finke, nachdem sein Team durch Tore von Cairo und Berner mit 2:0 in Führung gelegen hatte.
Sein Mönchengladbacher Kollege Holger Fach war zwar erleichtert, dass seine Mannschaft diesen Rückstand wenigstens noch ausgleichen konnte, verkündete aber, „das ist nicht das Ergebnis, das wir uns vorgestellt haben“. Die Borussia bleibt sieglos in der Rückrunde und rutscht angesichts der Serien der Konkurrenz im Tabellenkeller immer näher heran an die Abstiegsplätze. „Wir werden mit einigen Mannschaften bis zum Ende um den Klassenverbleib spielen. Das ist so, und das wird so bleiben“, sagte Fach und wendete sich damit endgültig vom präsidialen Saisonziel – einem einstelligen Tabellenplatz – ab, das er noch bis tief in den Herbst hinein selbst ausgerufen hatte. „Die Mannschaft hat bis auf einzelne Fehler absolut am Oberlimit ihrer Stärke gespielt“, ergänzte der Trainer, eine Analyse, die nicht gerade optimistisch stimmt.
Sieht man einmal von den guten Aktionen des erneut überzeugenden Neuzugangs Thomas Broich ab, setzte das Team kaum spielerische Akzente, Gefahr entwickelt sich vor allen Dingen nach Standardsituationen und hohen Bällen in den Strafraum. Da jedoch die Kopfballspieler Arie van Lent und Jeff Strasser außer Form sind, entstehen daraus keine Tore. Ein Doppelwechsel von Tomislav Maric für van Lent und Hausweiler für Strasser nach 55 Minuten verlieh dem fast schon verlorenen Spiel der Borussia dann neuen Schwung. Maric erschlich sich nur eine Minute nach seiner Einwechslung einen Elfmeter, den er selber verwandelte und wiederum wenige Sekunden darauf traf Joonas Kolkka zum Ausgleich. Die Freiburger empfanden den Elfmeter als Knackpunkt des Spiels, den sie allerdings selber herbei geredet hatten. „Ich habe in der Halbzeit gesagt, gleicht kommt der Maric, läuft in den Strafraum, lässt sich fallen“, erzählte Finke hernach und exakt so kam es. „Der hat es versucht und es hat geklappt“, meinte Diarra, der vermeintliche Übeltäter, während Maric selber behauptete, „nach DFB-Statuten ist das ein ganz klarer Strafstoß“.
Maric will noch für Aufsehen sorgen bei der Borussia. „Ein Tommi Maric gehört nicht in die Jokerrolle, er hat Anspruch von Anfang an zu spielen“, forderte der Stürmer sehr offensiv, und auch Fach meinte, „Er drängt in die Mannschaft, das ist Stand der Dinge“. Das Auftreten des Kroaten birgt aber durchaus Gefahren. Wie der Neuzugang so da stand im Kabinengang des Stadions mit Baseballkappe und Hip-Hopper-Bärtchen – sichtlich berauscht von der medialen Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wurde – und den Mund voll nahm, könnte so manchem Mitspieler missfallen. „Ich gehöre eben zur härteren Garde, wo auch mal dazwischen schrubbt, vielleicht hat das den entscheidenden Effekt gegeben“, formulierte er in seinem kroatisch eingefärbten schwäbisch, und versteckte diese Kritik an der Mannschaft hinter einem unschuldigen Lächeln. Maric ist weder auf dem Platz noch daneben ein Mann der diplomatischen Höflichkeiten. Das passt zum Abstiegskampf – und zu würziger Currywurst. DANIEL THEWELEIT