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Archiv-Artikel

Insolvente Evangelen

Frauenhilfe ist pleite, weil seit der Gesundheitsreform das Mutter-Kind-Heim nicht mehr läuft

Bremen epd ■ Der Trägerverein der Evangelischen Frauenhilfe in Bremen hat gestern beim Amtsgericht Insolvenz angemeldet. Die Gesundheitspolitik habe dem von ihr betriebenen Mutter-Kind-Genesungsheim „Bockswiese“ im Harz die wirtschaftliche Grundlage entzogen, sagte die Vorsitzende Edith Bick gestern. Das Haus mit 65 Plätzen habe im September 2003 geschlossen werden müssen. Bisher sei es nicht gelungen, die Immobilie zu verkaufen.

Noch vor drei Jahren hatte die Frauenhilfe mit einer Investition von 500.000 Euro das Kurheim durch ein neues Kinderhaus ergänzt. Doch die Krankenkassen genehmigten nur noch zwei Drittel aller Kuranträge, kritisierte Bick. Die Kurdauer sei verkürzt worden, die Zuzahlungen angehoben. Aus Angst vor Arbeitsplatz-Verlust scheuten immer mehr Frauen, eine Mütter-Genesungskur zu beantragen.

Durch das Ende des vor 50 Jahren gegründeten Kurheims seien die Rücklagen des Vereins aufgezehrt, erläuterte Bick. Über die Höhe der Schulden machte sie keine Angaben. Einbrüche bei der Belegung hätten die Insolvenz ausgelöst. Sie führten zu einer durchschnittlichen Auslastung von 40 Prozent. Das Haus könne aber nur mit einer Auslastung von 85 Prozent kostendeckend betrieben werden. Durch die Schließung im vergangenen Jahr gingen bereits 23 Arbeitsplätze verloren. Jetzt sind laut Bick „eine Handvoll“ weiterer Jobs betroffen.

Neben der Gesundheitsarbeit entwickelte der Verein Bildungsangebote für Frauen. Der berufliche Wiedereinstieg von Frauen hatte sich zu einem Hauptthema entwickelt. Als Dachverband unterschiedlicher Frauengruppen und -initiativen engagierte sich der Verband für Frieden, gegen Zwangsprostitution von Frauen und für menschenwürdige Arbeitsbedingungen.

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