Bremerhavener Zoo
: Wie man Robben den Umzug schmackhaft macht

Schleck, der Mayonnaise-Trick

An die „Tiere“ mit den gelben Schutzhelmen auf dem Kopf hat sich Eisbär „Lloyd“ gewöhnt. „Für die Tiere ist die Baustelle inzwischen zur gewohnten Umgebung geworden“, sagt Zoodirektorin Heike Kück. Seit knapp zwei Jahren wird der nach offiziellen Angaben kleinste deutsche Tiergarten, der Bremerhavener Zoo am Meer, umgebaut. „Halbzeit“, freut sich auch der für die technische Abwicklung zuständige Geschäftsführer Christian Bruns: „Noch nie ist in Deutschland ein Zoo im laufenden Betrieb umgebaut worden.“

Rund 25 Millionen Euro investieren die Stadt Bremerhaven und das Land Bremen in den kleinen Zoo, der unter Einheimischen immer noch als „Tiergrotten“ bekannt ist. Unter diesem Namen war das Tiergehege direkt mit Blick auf die Weser 1928 gegründet worden – doch ab Frühjahr 2004 soll hier nichts mehr an die Vergangenheit erinnern: „Wir bauen eine der modernsten Anlagen in Europa“, sagt Bruns stolz. Artgerechte Quartiere ohne Gitter für die Tiere und ein besonderes Erlebnis für die BesucherInnen sind das Ziel.

Die Hälfte der rund 200 Tiere aus 35 Arten haben in dem Zoo bereits ihre neuen Stallungen bezogen. „Versuchen Sie mal einen 400 Kilogramm schweren Eisbären durch den Zoo zu ziehen“, lacht Kück. „Lloyd“ und seine Familie wurden per Käfig und Kran in ihre neuen Gehege gebracht. Seelöwen und -bären sowie die Robben robbten dagegen auf eigenen Flossen quer über die Baustelle. „Das haben wir Monate lang trainiert“, erinnert sich die Zoodirektorin. Damit die Tiere nicht einfach auf halber Strecke umdrehten und ins alte Zuhause zurückkehrten, nutzten die Tierpfleger die Gefräßigkeit ihrer Schützlinge: „Ein bisschen Mayonnaise wirkt Wunder. Die Nase nach unten, schleck, schleck – und die war weg“, sagt Kück.

Bislang können die Bremerhavener und ihre Gäste die neuen Tiergehege nur an besonderen Besuchstagen bewundern. Wegen der Umbaumaßnahmen ist er offiziell bis zur Saison 2004 geschlossen. Besucher werden künftig von unten sowohl die Eisbären als auch die eleganten Schwimmer wie Robben und Seelöwen beäugen können. Spezielle Glasscheiben im Wasserbereich der Gehege eröffnen einen neuen Blick auf die Tiere. Dafür wurde die Gesamtfläche von 8.700 Quadratmetern – 40 Prozent mehr als im alten Zoo – auf zwei Stockwerke verteilt. Außerdem sei, schwärmt Geschäftsführer Bruns, der Zoo jetzt so konzipiert, dass er für die Besucher wie eine natürliche Felsenlandschaft am Weserufer wirke.Wolfgang Heumer (dpa)