Kein Platz für psychisch kranke Straftäter

Der geplante Neubau einer Tagesklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Dorsten kommt vor allem den Bürgern vor Ort zu Gute. Die Neuschaffung von Plätzen für psychisch kranke Straftäter geht langsamer voran

RUHR taz ■ Dem Bau einer Tagesklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Dorsten steht nichts mehr im Wege. „Die Voraussetzungen von Seiten der Stadt sind dafür gegeben“, sagt Planungsamt-Leiter Frank Gläßner (CDU). Er gehe davon aus, dass der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) als Träger demnächst einen Bauantrag stellen wird, um mit den Planungen beginnen zu können. Mit Protesten der Bürger rechne er nicht. „Wir sehen die Tagesklinik alsein Stück sinnvoller Infrastruktur in unserer Stadt“, sagt Gläßner. In der Vergangenheit gab es Widerstand gegen den Standort, da die Bürger die Tagesklinik mit einer forensischen Klinik für psychisch kranke Straftäter verwechselten hatten. „Wir haben den Leuten klar gemacht, dass in der Klinik keine Straftäter behandelt werden“, sagt Gläßner, die Diskussion seien dadurch vom Tisch gewesen.

Ein genauer Termin für den Baubeginn steht noch nicht fest. „Wir hoffen, dass wir Anfang 2005 mit dem Bau beginnen können“, sagt Karl R. Donath vom LWL. Die Kosten von 1,9 Millionen Euro werden zum Großteil vom Land übernommen. Mit einer Fertigstellung wird Ende 2006 gerechnet. In der Tagesklinik werden 20 Plätze zur teilstationären Unterbringung entstehen. Betten sind nicht vorgesehen. „In der Klinik werden zwölf allgemeinpsychisch erkrankte Menschen untergebracht“, sagt Donath. Außerdem gebe es acht weitere Plätze für psychisch erkrankte Menschen im fortgeschrittenen Stadium.

Die Zahl der Tageskliniken soll innerhalb der nächsten Jahre von momentan 28 auf 50 steigen. „Wir versprechen uns davon einen Ausbau des Versorgungsnetzes“, sagt Karl G. Donath. Allerdings dürfe man davon keine Entlastung im Bereich der Forensiken erwarten. „Tageskliniken und Forensiken haben nichts miteinander zu tun.“ Dennoch könne der Neubau von Tageskliniken allgemein für mehr Verständnis in diesem sensiblen Thema sorgen.

Die Planungen für den Bau sechs neuer Forensiken in NRW laufen weiter. Der Planungs-Beirat zur forensischen Klinik in Herne-Wanne bekommt nach anfänglichen Problemen neue Mitglieder. Von zwei Dutzend angeschriebenen Institutionen und Personen hätten zehn zugesagt. Neben der Grünen Ratsfraktion und der „Arbeitsgemeinschaft der freien Träger der Wohlfahrtspflege“ hätten jetzt auch die örtliche Polizei und der Kirchenkreis ihre Bereitschaft zur Mitarbeit signalisiert, so Karl G. Donath. „Wir sind mit den Rückmeldungen zufrieden.“ Behindert wird die Vorbereitung allerdings durch eine Klage der Stadt Herne gegen das Planungsverfahren. Das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen wird im April über die Klage entscheiden.

Weiter fortgeschritten sind die Planungen für die forensische Klinik in Dortmund Aplerbeck. Der LWL hat bereits eine kommissarische Leitung benannt. Spätestens im Juni soll mit dem Bau begonnen werden. Ab 2006 sollen in der Klinik 54 Patienten behandelt werden können. „Unser Konzept rückt Milieu- und Soziotherapie in den Vordergrund“, sagt Michael Lasar, kommissarischer Ärtzlicher Leiter.

Spätestens bis zum Jahr 2009 sollen auch an den Standorten, Duisburg, Essen, Herne, Köln und Münster die Baumaßnahmen abgeschlossen sein. 470 zusätzliche Plätze sollen dort entstehen – eher zu wenig. Landesweit sind derzeit 1.959 suchtkranke oder psychisch gestörte Straftäter inhaftiert – bei nur 1.339 Therapieplätzen. Eine wirkliche Entlastung kann durch den Neubau in Dorsten nicht entstehen. HOLGER PAULER