: In der Verdammung
Nach dem unverdienten 1:2 bei Erstliga-Aufsteiger 1. FC Köln trennt den FC St. Pauli nur noch eine einzige Niederlage von der Regionalliga
von DANIEL THEWELEIT
Es ist schon seltsam. Dem Saisonverlauf der Zweiten Fußball-Bundesliga scheinen geheimnisvolle, unabänderliche Gesetzmäßigkeiten zugrunde zu liegen. Zum Beispiel diese: Der 1. FC Köln gewinnt besonders gerne, wenn die Mannschaft kaum mehr zustande bringt als spielerisches Stückwerk. Und diese: Der FC St. Pauli erzielt auch dann ein Tor zu wenig, wenn das Team dem Gegner nach Noten ebenbürtig war. Trainer Franz Gerber könnte nach den Spielen auch ein Tonbandgerät zur Pressekonferenz schicken: „Bitter, bittere Punktverluste. Aber ich muss der Mannschaft ein Riesenkompliment machen, sie hat nie aufgegeben. Ich glaube, heute hätten wir mehr verdient gehabt, aber wenn man unten steht, dann fehlt einfach das Quentchen Glück.“
Nach der 1:2-Niederlage gegen die Kölner, die damit zu Trainer Friedhelm Funkels großer Erleichterung den Aufstieg gesichert haben – sonst hätte auch er seine Platte mit den dünnen Erklärungen für die schwache Leistung abspielen müssen – wälzten nur noch die Hamburger die bohrende Frage, warum das Ergebnis nicht das widerspiegelte, was auf dem Platz zu sehen war. Und auch diesmal blieben die Antworten oberflächlich.
Ugur Inceman nannte den „Schock nach dem 1:0“ durch Carsten Cullmann (18.), bei dem sich Torhüter Heinz Müller verletzte (Verdacht auf Rippenbruch) und durch Tihomir Bulat ersetzt werden musste. Das habe die Mannschaft nervös gemacht, „nix gegen den Tiho, aber er hat lange nicht gespielt, und das hat man auch gemerkt“, so Inceman. Die daraus resultierende Konfusion gipfelte in Francis Kioyos über die Linie gestochertem 2:0 sechs Minuten später. Das war es dann aber auch schon mit der Kölner Herrlichkeit auf dem Platz, während das Publikum mit seiner karnevalistischen Aufstiegsparty begann.
St. Pauli war derweil wie „gelähmt von der Angst hier unterzugehen“, erklärte Gerber, und so entwickelte sich ein dürftiges Schauspiel. Erst Umstellungen zur Pause – Florian Blank rückte aus der Innenverteidigung auf die linke Seite, Inceman spielte vor der Abwehr und Cory Gibbs sowie der für Oliver Held eingewechselte Yakubu Adamu bildeten das neue Herz der Viererkette – sorgten für Besserung.
Und in der 52. Minute glückte Fabian Gerber das Anschlusstor. Die Zuschauer bekamen plötzlich Angst um ihre bereits begonnenen Festivitäten, einzig St. Pauli entwickelte nicht die nötige Durchschlagskraft. Babacar N'Diaye hatte kaum etwas zu bieten und der eingewechselte Nico Patschinski noch weniger. „Vorne fehlt uns einfach die Qualität“, beklagte Gerber und fragte sich besorgt, „wie oft die Mannschaft solche Rückschläge noch wegsteckt“. Beruhigen kann er sich mit der Tatsache, dass das nur noch einmal klappen muss, denn nach einer weiteren Niederlage dürfte bereits alles verloren sein.
Aber wenigstens einen gab es, der dieser traurigen Situation etwas Positives abgewinnen konnte: „Am Freitag zu Hause gegen Burghausen sind wir endlich einmal verdammt zu gewinnen“, sagte Christian Fröhlich mit kämpferischem Duktus. Wenn das hilft, kann ja nichts mehr schief gehen.