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Archiv-Artikel

6 Handys sind eine Antenne

Telekom und Deutsche Umwelthilfe wollen Bedenken gegen Handy-Sender ausräumen: Die Strahlen-Grenzwerte würden weit unterschritten. Stadt klagt über irrationale Bürgerinitiativen

Ob sich eine Bürger- initiative bildet oder nicht, verläuft „nicht sehr rational“

taz ■ Der Schuldige war schnell gefunden. Aus den mannshohen Schaltschränken, in denen die Steuer-Elektronik für die Handy-Masten auf dem Dach steckt, dringe kaum Strahlung nach außen, hatte T-Mobile-Umwelttechniker Wolfgang Messow im siebten Stock des Telekom-Gebäudes in der Neuenstraße gerade noch betont und dann zum Beweis sein Messgerät gezückt. Nur: Statt der vorausgesagten Null erscheint auf dem Display eine Fünf vor dem Komma. Messow zeigt auf einen Besucher, dessen Handy munter vor sich her funkt: „Der da telefoniert gerade.“

Auf Initiative der Deutschen Umwelthilfe hatte T-Mobile JournalistInnen eingeladen, um über die Auswirkungen von Handy-Strahlung und UMTS-Sendeanlagen aufzuklären. 65 dieser Sender für das Mobilfunknetz der neuen Generation hat die Telekom-Tochter in Bremen bereits installiert, 15 weitere sollen bis Ende des Jahres folgen. Insgesamt stehen in der Hansestadt rund 700 Handy-Antennen an knapp 400 Standorten. „Vereinzelt bestehen noch Bedenken“, gibt T-Mobile-Sprecher Maika-Alexander Stangenberg zu.

Die sollen jetzt ausgeräumt werden. Drei mal drei GSM-Sender à 10 Watt für herkömmliche Handys sowie drei frisch in Betrieb gegangene UMTS-Antennen strahlen vom Turm des Gebäudes über die Stadt. Ein paar Stockwerke tiefer auf dem Flachdach bringt ein Techniker mit einem Griff die Mess-Antenne in Position, eine zackige Kurve zieht sich über den Bildschirm: die Funksignale. Der Mess-Experte steuert den Zeiger auf die Handy-Frequenz und blickt stolz in die Runde: 0,5 Millivolt pro Meter – achttausendfach unter dem in Deutschland gültigen Grenzwert.

Ganz so einfach ist die Sache indes nicht: Entscheidend für die Strahlenbelastung nämlich ist nicht eine einzelne Frequenz, sondern die Summe aller elektromagnetischen Felder. Und schon ein flüchtiger Blick über den Schirm zeigt: Die Fernsehprogramme vom Waller Funkturm zählen da genauso dazu wie der Polizeifunk. Handy-Strahlung sei nach allem, was man wisse, nicht anders zu bewerten als die anderer Sender, bestätigt Christian Küppers, Physiker am Darmstädter Öko-Institut und Mitglied der Strahlenschutz-Kommission des Bundes. Was nicht heiße, dass sie ungefährlich sei: Weitere, bisher noch nicht bekannte Auswirkungen der Strahlung seien nicht auszuschließen. Aus Gründen der Vorsorge müsse die Belastung daher reduziert werden.

In manchen Fällen könne das auch bedeuten, mehr und dafür schwächere Antennen zu installieren, sagt Philipp Wertz vom Institut für Hochfrequenztechnik der Uni Stuttgart, der mit dem Computer die Strahlenbelastung für beide Varianten simuliert hat. Vom zunächst favorisierten Site-Sharing, bei dem mehrere Netzbetreiber ihre Antennen an einem Standort bündeln, sei die Stadt inzwischen abgerückt, sagt Thomas Lecke-Lopatta, im Bauressort für die Antennen zuständig.

Nur die BremerInnen, klagt er, liefen bisweilen gegen Standorte Sturm, die unter Strahlenschutz-Gesichtspunkten eigentlich gut seien. Ob sich eine Bürgerinitiative gegen die Antennen bilde oder nicht, sagt er, „verläuft nicht sehr rational.“ Armin Simon