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Archiv-Artikel

„Kraftakt“ für Lehrstellen

Schon wieder: Alle Zuständigen bangen, hoffen und betteln darum, mehr Azubis einzustellen

aus Berlin SUSANNE KLINGNER

Gestern verkündeten gleich vier wichtige Menschen, dass bis Ende des Jahres kein Jugendlicher mehr ohne Ausbildungsplatz dastehen dürfe. Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn und Arbeitsminister Wolfgang Clement (beide SPD), der Vorsitzende der Arbeitgeberverbände, Dieter Hundt, und Michael Sommer, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), trafen sich gestern das erste Mal zur „Ausbildungsoffensive 2003“.

Jeder Jugendliche, der das auch wolle, solle einen Ausbildungsplatz erhalten, versprach Bulmahn gestern in Berlin. Sie selbst werde mit Wolfgang Clement „in die Regionen reisen, um Initiativen zu begleiten“. Clement ergänzte, mit dem Programm „Kapital für Arbeit und Ausbildung“ würden Unternehmen, die zusätzliche Ausbildungsplätze schaffen, zinsgünstige Darlehen bis zu 100.000 Euro angeboten. Bisher seien so 3.000 Arbeitsplätze geschaffen worden. Nun sollen mit diesem Programm auch Ausbildungsplätze finanziert werden.

Arbeitgeber und Gewerkschaften waren sich in der Frage einer „Ausbildungsplatzabgabe“ uneins. Dabei wird diskutiert, ob Unternehmen, die nicht ausbilden, in einen Ausbildungstopf zahlen sollen. Arbeitgeberpräsident Hundt sagte, diese Abgabe würde nur dazu führen, dass sich finanzstarke Unternehmen „freikaufen“. DGB-Chef Sommer dagegen hält die Abgabe für vernünftig: „Das ist eine Möglichkeit, die Ausbildungskrise zu beheben.“

Alle gemeinsam befürworteten, dass die Ausbildungseignungsverordnung für fünf Jahre ausgesetzt wird. Derzeit erfüllten nur etwa 50 Prozent aller Unternehmen die Voraussetzungen, ausbilden zu können. Nach dem Wegfall dieser formalen Anforderungen könnten es „bis zu 100 Prozent“ sein, sagte Bulmahn.

Ende Juli wollen sich alle an der Initiative Beteiligten erneut treffen, um eine erste Bilanz der „Ausbildungsoffensive 2003“ zu ziehen. Währenddessen sollen sich monatlich deren Beauftragte zusammensetzen. Auf die Nachfrage, was passiere, wenn bis Ende Juli nicht entscheidend mehr Ausbildungsplätze geschaffen wurden, sagte DGB-Chef Sommer, er wolle nicht mit Zahlen jonglieren. Stattdessen wiederholte er den meistgesagten Satz des Tages: „Das Ziel ist, dass bis Ende des Jahres jeder, der einen Ausbildungsplatz sucht, auch einen hat.“

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