„Bestechung läuft bei mir nicht“

Schenken ist immer auch ein Machtspiel und eine Täter-Opfer-Situation. Damit ist man beim Kabarettisten Nils Loeniker allerdings schief gewickelt. Der lässt sich lieber völlig absichtslos Socken mit dem schönen Titel „Teppich im Schuh“ schenken

NILS LOENIKER, 48, gelernter Informationselektroniker und Kabarettist, leitet seit fast 15 Jahren Alma Hoppes Lustspielhaus.

INTERVIEW PETRA SCHELLEN

taz: Herr Loeniker, sind Sie ein begnadeter Schenker?

Nils Loeniker: Ich glaube schon.

Wissen Sie das genau, oder glauben Sie das bloß?

Nein, meine Freunde haben mir schon mehrfach Fantasie beim Schenken bescheinigt.

Gibt auch Bekannte, die so „hoffnungslos“ sind, dass auch Ihnen kein Geschenk einfällt?

Natürlich. Die bekommen dann einen Karton Wein.

Sind Sie auch im Beschenktwerden so begabt?

Nicht immer. Ich bin eigentlich jemand, der schlecht zu beschenken ist, denn ich bin ein typischer Impulskäufer. Das heißt: Wenn ich einen Wunsch habe, erfülle ich mir den – im Rahmen meiner Möglichkeiten, versteht sich.

Und die Freunde sind dann frustriert.

Genau. Und bei meinem letzten Geburtstag endete es in einer völligen Hoffnungslosigkeit eines Freundes, der mir einfach ein Saunalaken schenkte.

Das wollten Sie schon immer haben...

Davon habe ich, glaube ich, zwei Schränke voll.

Also ein Geschenk wie die typische Krawatte...

Ja – wobei die Krawatte ja schon wieder im Kommen ist!

Ist sie das?

Total. Auch Socken sind übrigens im Kommen. Aber nicht beliebige, sondern Event-Socken, etwa der „Teppich im Schuh“.

Was ist das denn?

Eine Socke mit einem zusätzlichen, sehr flauschigen Innenboden. Da geht man wie auf Wolken. Ich habe auch schon Socken verschenkt, die kamen immer sehr gut an. Jedenfalls bei meinen männlichen Freunden.

Was verschenken Sie denn sonst noch?

Zum Beispiel Kunst – Konzertkarten oder so etwas. Oder Gutscheine, die termingebunden sind und dann auch eingelöst werden müssen. Das ist besser, weil konkreter als Absichtserklärungen. Alleinerziehenden kann man zum Beispiel Einhüt-Gutscheine schenken. Das kommt immer gut an.

Ist auch der Wunschzettel im Trend?

Ich hab mal einen gemacht, vor zwei Jahren war das. Trotzdem war das irgendwie blöd. Es ging um eine bestimmte Tasche, die genau zu beschreiben war... nee, wenn es so was Konkretes sein muss, soll man sich das selbst kaufen.

... so, wie Sie das machen...

Ja. Dann ist auch klar, dass ich dafür verantwortlich bin, dass es genau der richtige Gegenstand ist. Aber grundsätzlich schätze ich das mit dem Wunschzettel nicht so: Ein Geschenk soll doch etwas Besonderes sein. Da finde ich schön, wenn man gar nicht weiß, was auf einen zukommt.

Aber es gibt ja auch Leute, die immer das Falsche schenken. Und dann muss man sich da jedes Mal drüber pseudo-freuen und das Teil außerdem irgendwie entsorgen. Das ist ja auch nicht schön.

Nein, zumal es keinen Julklapp mehr gibt. Seitdem wird man die Sachen nicht mehr richtig los. Bei sehr unbegabten Schenkern muss man vielleicht wirklich mit dem Zaunpfahl winken und zum Beispiel sagen: „Oh, die Band da hat eine neue Platte rausgebracht, die finde ich ja klasse. Und ich komm diesen Monat bestimmt nicht mehr zu Saturn.“

Eben. Andererseits – ist Schenken nicht auch ein Machtspiel, ein Täter-Opfer-Spiel?

Ja, bei manchen Kameraden muss man natürlich aufpassen: Die schenken, um möglichst wieder beschenkt zu werden. Ich mach das Spiel konsequent nicht mit, und wenn es einer versucht, wird er es schnell merken. Da lass ich mir lieber mal außerhalb irgendwelcher Anlässe eine Kleinigkeit mitbringen oder bringe selbst was mit.

Wie wehren Sie denn Bestechungsgeschenke ab? Geben Sie das Geschenk gleich zurück?

Nein, das nehme ich dann auch. Da bin ich dreist. Aber ich schenke nichts zurück...