: Unter Kuscheltieren
Ein großartiges Wir-Gefühl: „Back to the present“ von Constanza Macras hat heute in der Schaubühne Premiere
„Back to the present“, schneller Rücklauf: Im Sommer 2003 war das Tanzstück von Constanza Macras und ihrer Gruppe Dorky Park der heiße Renner der Saison. Das alte Kaufhaus Jandorf, das zu den ältesten Warentempeln der Stadt gehört, war der Ort einer aufregenden choreografischen Recherche. Die Gruppe hat weiter an dem Stück gearbeitet und zeigt in der Schaubühne heute die Uraufführung der neuen Fassung, die auch schon auf das Festival in Avignon eingeladen ist. Kaufhäuser sind Orte der Akkumulation und der Verführung, und diesen beiden Prinzipien folgte Macras mit einem wunderbaren Ensemble von 14 Performern, die als Sänger, Tänzer und Musiker begabt sind. Früher oder später erwies sich dabei alles als ein Entsorgungsproblem: die einst glänzenden Waren, Berge von Kuscheltieren, unter denen die Tänzer immer wieder verloren gingen, Wohnungseinrichtungen, die ihre Bewohner verschlangen, erlahmte Gefühle, nicht mehr so inspirierende Liebhaber und vor allem jede Menge Kulturgüter der Popgeschichte. Das alles wird in „Back to the Present“ mit einer Lust weggesungen und weggesteppt, in Showdowns zerlegt, mit schrillen Stimmen und akrobatischem Körpereinsatz bearbeitet, dass man am Ende kaum noch weiß, was man alles gesehen und gehört hat. Die Bilder, die entstehen, sind heftig, gruselig, komisch, grausam: Die Welt wächst dem Einzelnen ständig über den Kopf. Dennoch stellt die Performance ein großartiges „Wir-Gefühl“ her, vielleicht über den gemeinsamen Schatz der Erinnerungen, die so lustvoll zertrümmert werden. KBM