St. Pauli droht Abriss

GWA und Mieterschützer sehen historisches Gebäudeensemble in Gefahr: Leerstand verschlechtert Substanz. Saga stellte Bauvoranfrage für Neubauten

Die GWA St. Pauli Süd und Mieter helfen Mietern (MHM) haben vor Plänen der Saga gewarnt, ein Ensemble von acht historischen Mietshäusern an der Trommelstraße Ecke Lincolnstraße in St. Pauli abzureißen. Die Häuser gehören zum alten Ortskern St. Paulis. Eines ist mit einer Plakette als Geburtshaus des Zoo-Gründers Carl Hagenbeck gekennzeichnet. Die Saga hat an den Bauauschuss Mitte eine Bauvoranfrage gerichtet, die Möglichkeiten klären zu lassen, die Häuser durch Neubauten zu ersetzen.

„Wir sind noch im Stadium der Meinungsbildung“, versichert Saga-Sprecher Adrian Teetz. Es müsse geklärt werden, ob ein Teil der Häuser modernisiert werden könne. „Wir wollen nicht verhehlen, dass es aus unserer Sicht schwer wird, das Ensemble zu erhalten“, räumt er ein. Der Schnitt der Wohnungen und die Bausubstanz seien nicht mehr zeitgemäß, eine Sanierung womöglich unmäßig teuer.

GWA und MHM werfen der Saga vor, sie habe die Häuser verkommen lassen und damit die Chancen einer Sanierung verrringert. Ein Fenster ist vernagelt, drei weitere sind kaputt; immer wieder stehen Fenster offen, so dass der Regen hereinschlagen kann und Tauben ein- und ausfliegen. 1997 hat die Saga die Häuser von der Liegenschaftsverwaltung gekauft. 44 von 55 Wohnungen stehen nach Angaben der Saga leer, zum Teil seit 1999, und drei von sechs Gewerbelokalen. „Leerstand ist für Häuser nie gut“, gibt Adrian Winnefeld von MHM zu bedenken.

Nach Informationen Claudius Lievens von der GAL Mitte gilt die Fassade in der Trommelstraße als denkmalwürdig. Lieven wertet den Saga-Plan als „eines der größten Abrissvorhaben in St. Pauli seit dem Plan, die Hafenstraßen-Häuser abzureißen“. Er wäre in seinen Augen genauso falsch. Gernot Knödler