: „Hotels für Nomaden der Neuzeit“
104 Häuser in 35 Ländern sind unter der Dachmarke der Design Hotels vereint. Interview mit Claus Sendlinger, dem Mitbegründer der Vertriebsorganisation Design Hotels über das Besondere und die Magie eines kreativen, visionären Umfelds
Interview TILL BARTELS
taz: Darf ein Design Hotel keiner weiteren Hotelvereinigung angehören?
Claus Sendlinger: Wir legen Wert auf eine so genannte „No Chain Policy“: Wir akzeptieren keine Kettenhotels. Deshalb befinden sich alle Design Hotels in Privatbesitz und werden individuell betrieben.
Was unterscheidet Ihre Häuser von anderen?
Der Erfolg liegt nicht nur im Design begründet, sondern in einem neuen Konzept: Ähnlich denkende Menschen steigen in denselben Häusern ab. Dadurch wird der ganze Aufenthalt homogen. Der Kreativszene bieten wir ein globales Netzwerk. So können sich die Nomaden der Neuzeit von einem Design Hotel zum anderen bewegen.
Wer hat in Ihren Häusern das Sagen? Hoteliers, die ihr Handwerk von der Pike auf erlernt haben oder Seiteneinsteiger?
Die Treiber der Idee waren keine klassischen Hoteliers, sondern Leute aus ganz unterschiedlichen Berufen wie Investmentbanker, Architekten, Modedesigner und Fotografen. Sie hatten sich einen Traum erfüllt, nämlich ihr Hotel zu bauen. Die Häuser waren relativ klein. Zehn Jahre später denken andere Hotelgruppen darüber nach, in dieses Segment einzusteigen. Pro Woche bekommen wir ein bis zwei Anfragen für eine neue Mitgliedschaft.
Welche Rolle spielt bei Ihnen die Küche?
Eine ganz wichtige. Nachdem die meisten Hotels die klassische Bar und das Hotelrestaurant über Jahre vernachlässigt haben, wurden unsere Restaurants von Anfang nicht nur über die Lobby zugänglich gemacht, sondern mit einem eigenen Eingang und Namen versehen.
Das ist eigentlich nichts Neues?
Nein, denn vor 80 Jahren war das Waldorf-Astoria in New York der soziale Mittelpunkt der Stadt. Diese Tatsache wurde von der Kettenhotellerie einfach verschlafen. Die Design Hotels haben die alte Tradition nur wieder belebt. Und bei uns finden Sie auch regionale Gerichte auf der Karte.
Und welchen Stellenwert hat der Begriff Wellness?
Alle unserer Resorts verfügen über Wellness-Einrichtungen. Heute werden Hotels als Wellness-Destinationen gebaut. Eines unserer neusten Mitglieder, das „Vigilius Mountain Resort“ in Südtirol, bezeichnen wir als „energy retreat“. Hier wird die Anreise zum Hotel mit einer der ältesten Seilbahnen Europas schon zu einem Erlebnis.
Eine gestylte Lobby allein reicht den Gästen nicht mehr?
Wir suchen das Besondere. Wir suchen nach Reinheit, Klarheit und einem magischen Umfeld, um dessen Energie in uns aufzunehmen. Unsere Aufmerksamkeit wird dabei immer öfter auf inspirative Orte und Räume gelenkt, die in visionären, neu errichteten Hotelbauten ihre ureigene Dynamik entfalten.
Haben sich die Ansprüche im Laufe der Zeit gewandelt?
Dem einen gefällt die Handschrift des Designers Piero Lissoni besser, dem anderen die eines Philippe Starck. Wie stellen auch fest, dass sich unsere Zielgruppe verändert, weil Menschen an zwei Orten zugleich leben. Hier haben Hotels eine große Chance und eine neue Aufgabe: Die Beziehung zwischen Hotel und Gast wird sich wandeln.