waschen und fönen bitte von RALF SOTSCHECK
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Die Rezession mache Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen unumgänglich, behauptet die irische Regierung. Deshalb soll das Volk nun den Gürtel enger schnallen, empfehlen die Politiker, allen voran Gesundheitsministerin Mary Harney. Ausgerechnet Harney, die ihren Gürtel im Monatsrhythmus weiter schnallt. Ihr immenses Körpergewicht wäre ihre Privatsache, wenn sie nicht ständig die Fettleibigkeit ihrer Landsleute monieren würde. Die irischen Essgewohnheiten seien eher „mit Boston denn mit Berlin“ vergleichbar, hat sie gesagt.

Bei ihr ist es Florida. Dublins Politiker sind für ihren Erfindungsreichtum berühmt, wenn es darum geht, sich neue Behörden auszudenken und der Nation vorzugaukeln, dass alles zu ihrem Wohl geschehe. „Foras Áiseanna Saothair“ (Fás) – zu Deutsch: Behörde für Ausbildung und Beschäftigung – ist solch ein Beispiel. Sie ist vor rund zehn Jahren gegründet worden, um die „Vermittelbarkeit, Fähigkeiten und Mobilität der Arbeitssuchenden zu erhöhen“.

Dafür hat sie einen Etat von einer Milliarde Euro im Jahr. Mit solch einem Sümmchen kann man einiges anfangen, wenn man es nicht an die Arbeitslosen verschwendet, fanden einige Politiker. Fünf Kabinettsmitglieder sind nacheinander nach Cape Canaveral in Florida geflogen, um bei einem wissenschaftlichen Projekt, das man mitfinanzierte, nach dem Rechten zu sehen. Harney war gleich zweimal dort. Bei der zweiten Reise nahm sie ihren Mann, ihre Privatsekretäre und ein paar weitere Gäste mit. Natürlich hatte Fás erster Klasse gebucht, die Tickets für die acht Passagiere kamen auf 32.000 Euro. Schließlich nahm man aber lieber das Regierungsflugzeug, das 7.000 Euro pro Stunde kostet. Auf die Idee, die teuren Tickets zu stornieren, kam niemand. Es waren ja bloß Steuergelder. Und wenn man schon mal im Ausland ist, will man auch gut aussehen: Harneys Friseurrechnung in Florida belief sich auf 410 Dollar, die von Fás übernommen wurden.

Offenbar handelt es sich bei der Behörde um einen Selbstbedienungsladen für Regierungsmitglieder und ihre Freunde. Das ist nun auch dem parlamentarischen Finanzausschuss aufgefallen, der vorige Woche eine Untersuchung eingeleitet hat. Daraufhin trat Fás-Generaldirektor Rody Molloy geschwind zurück. Das ist praktisch: So muss er sich nicht vor dem Ausschuss verantworten. Ein anderer Direktor, Greg Craig, ist vergangenen Mittwoch suspendiert worden. Auch das ist günstig, ist er doch seit Juni, als seine schmuddeligen Finanzen ruchbar worden, krankgeschrieben. Nach sechs Monaten Krankheit wäre sein Gehalt gekürzt worden. Dank der Suspendierung erhält er seine vollen Bezüge bis zur Klärung der Affäre, und das kann Jahre dauern. Den Fás-Angestellten geht es weniger gut. Am Donnerstag wurden 52 von ihnen ohne Abfindung entlassen, obwohl ihre Verträge zum Teil noch bis 2011 laufen.

Harney hingegen klebt an ihrem Sessel, Rücktrittsforderungen hat sie zurückgewiesen. Aber sie steht ohne Partei da. Die „Progressiven Demokraten“, der Juniorpartner in der Koalitionsregierung, haben Anfang des Monats wegen der Erfolglosigkeit an der Wahlurne beschlossen, die putzige Partei aufzulösen.