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Archiv-Artikel

Aufbau mit Skandalen

US-Firmen, die Aufträge für Wiederaufbau im Irak bekamen, haben Verfahren und Untersuchungen am Hals

NEW YORK taz ■ Die ersten Aufträge für den Wiederaufbau des Irak haben die USA schon vergeben, als noch Bomben auf das Land fielen. Die geheim ausgewählten Firmen sind nicht unbedingt die mit der weißesten Weste.

Zum Beispiel die Perini Corporation mit Sitz in Framington, Massachusetts. Sie hat einen Auftrag von der Regierung im Wert von 50 bis 100 Millionen Dollar gewonnen. Die Firma ist unter der Leitung von Ronald Tutor, einem einflussreichen Geschäftsmann. Ihm gehört Tutor-Saliba, eine der größten Baufirmen in Kalifornien. Perini und Tutor-Saliba arbeiten oft zusamen. Seit Februar letzten Jahres sitzt Wayne L. Berman, ein Lobbyist aus dem Kreis von George Bush, im Vorstand von Perini. Vor einem Jahr machten Perini und Tutor-Saliba Schlagzeilen, als sie schuldig befunden wurden, beim Bau der U-Bahn von Los Angeles falsche Rechnungen ausgestellt und Strohmänner als Leiter von Minoritätenfirmen eingesetzt zu haben. Das Gericht verurteilte sie zu einer Geldbuße von 63 Millionen Dollar. Die beiden Firmen haben Berufung eingelegt.

Auch die Fluor Corporation ist in einen Rechtsstreit verwickelt. Die Firma aus Kalifornien mit 50.000 Angestellten betreut Energieprojekte von Kasachstan bis Saudi-Arabien und hat einen Auftrag von der Regierung im Wert von 50 bis 100 Millionen Dollar bekommen. Fluor ist von schwarzen Südafrikanern auf Schmerzensgeld in Milliardenhöhe verklagt worden, weil die Firma sie während der Apartheid ausgebeutet habe. So hätten sich ihre Sicherheitsbeamte als Mitglieder des Ku Klux Klan verkleidet und Arbeiter angegriffen, als sie sich wegen schlechter Bezahlung und miesen Arbeitsbedingungen beschwerten. Die Firma sagt, sie sei unschuldig.

Selbstversändlich profitiert auch Halliburton, der Mischkonzern aus Houston, Texas, dessen Vorstandschef Dick Cheney war, vom Wiederaufbau des Irak. Tochter Kellog, Brown & Root, ein Militärdienstleister seit dem Zweiten Weltkrieg, hat einen Auftrag über 7 Milliarden Dollar bekommen, um brennende Ölfelder zu löschen und andere Aufgaben zu erledigen. Halliburton wird von der Börsenaufsichtsbehörde SEC wegen Ungenauigkeiten in ihrer Bilanz überprüft. Es habe Mehrkosten für Bauprojekte als Einkommen gebucht, als diese noch nicht von den Kunden akzeptiert waren.

Der mächtige Baukonzern Bechtel aus San Francisco mit 47.000 Angestellten hat einen Auftrag in der Höhe von 680 Millionen Dollar ergattert. Seine Beziehungen reichen von Caspar Weinberger, dem ehemaligen Verteidigungsminister, bis zum früheren Außenminister George Shultz, der im Vorstand sitzt. Bechtel wird vorgeworfen, ein langjähriges Bauprojekt in Boston habe unter seiner Aufsicht Mehrkosten in Höhe von 1 Milliarde Dollar verursacht. Eine unabhängige Prüfung des Projekts hat begonnen. Der Konzern sagt, er werde zeigen, dass man nichts falsch gemacht habe.

HEIKE WIPPERFÜRTH