Atempause für zwei Präsidenten

Neuer Waffenstillstand in der Elfenbeinküste soll auch der Regierung Liberias helfen

BERLIN taz ■ In der Elfenbeinküste ist gestern ein neuer Waffenstillstand in Kraft getreten. Sein wichtigstes Ziel ist die Befriedung des westlichen Landesteils an der Grenze zu Liberia. In dieser Zone stehen sich seit mehreren Monaten nicht nur Regierungsarmee und Rebellen der Elfenbeinküste gegenüber, sondern auf beiden Seiten auch irreguläre Kämpfer aus Liberia, wo ebenfalls Krieg herrscht.

Liberias Regierung gilt als Hauptstütze der westivorischen Rebellenbewegung MPIGO (Ivorische Volksbewegung des Großen Westens) und hat diese angeblich mit Söldnern aus Liberia und Sierra Leone ausgestattet, während die ivorische Regierungsarmee Kämpfer von liberianischen Rebellengruppen erhalten hat. Der neue Waffenstillstand sieht vor, dass Friedenstruppen aus Frankreich und Westafrika auf einer Länge von 200 Kilometern die ivorisch-liberianische Grenze überwachen, zusammen mit Soldaten beider Länder. Die miteinander verfeindeten Präsidenten von Liberia und der Elfenbeinküste, Charles Taylor und Laurent Gbagbo, erhalten so eine Atempause. Beide haben in den letzten Monaten über die Hälfte ihres Staatsgebiets an Rebellen verloren.

Die Einhaltung des Abkommens hängt davon ab, ob die irregulären Liberianer auf beiden Seiten des ivorischen Bürgerkriegs unter Kontrolle gebracht werden können. Die größte ivorische Rebellenbewegung MPCI (Patriotische Bewegung der Elfenbeinküste) hat schon zugesagt, Liberianer aus den eigenen Reihen zu entfernen. In Reaktion darauf ermordeten Liberianer am 25. April MPIGO-Führer Felix Doh. Und als am vergangenen Samstag ivorischen Regierungstruppen die von der MPIGO kontrollierte Stadt Danané angriffen, wurde auch dies liberianischen Einheiten zugeschrieben. In der Elfenbeinküste scheint es inzwischen Mode zu sein, für jeden Bruch des Waffenstillstands Liberianer verantwortlich zu machen. D. J.