: Hickhack unter Freien
Kölner Theaterkonferenz beruft nach dem Austritt von drei Gruppen außerordentliche Mitgliederversammlung ein
KÖLN taz ■ Gleich drei Mitglieder der Kölner Theaterkonferenz haben in der vergangenen Woche ihren Austritt erklärt: Nach dem theater-51grad.com (taz berichtete) verlassen nun auch Angie Hiesl Produktion und inteata den losen Zusammenschluss freier Theater. Anlass ist ein in der taz vom 18. Februar erschienener Artikel des Theaterkonferenz-Vorsitzenden Joe Knipp zur Bewerbung Kölns als „Kulturhauptstadt Europas 2010“. Die Theaterkonferenz beruft nun eine außerordentliche Mitgliederversammlung ein, „um die Debatte offen zu führen“, so Knipp zur taz.
In der Begründung ihres Austritts schreiben Inka Neubert und Alireza Varzandeh von inteata, sie hätten sich „ohne eigene Spielstätte“ nie entsprechend vertreten gefühlt. Nach den „völlig unqualifizierten Aussagen“ Joe Knipps über „das Theater“ in der taz sei nun „das Maß voll“. Neubert und Varzandeh fordern die übrigen Mitglieder der Theaterkonferenz auf, darüber nachzudenken, „ob nicht vielleicht Joe Knipp in seiner Funktion untragbar geworden ist“.
Auch Angie Hiesl Produktion sah sich am Freitag „endgültig veranlasst, aus der Kölner Theaterkonferenz auszutreten“. Angie Hiesl ist eine von elf „Kulturbotschafterinnen“, die für Köln als künftige Kulturhauptstadt Europas werben sollen. Hiesl kritisiert die „kleingeistige, Moderne-feindliche Auffassung des Leiters der Theaterkonferenz“.
Joe Knipp, neben seiner Tätigkeit als Theaterkonferenz-Vorsitzender auch Chef des Theaters am Sachsenring, hatte in seinem Beitrag zur taz-Debatte um Kölns Bewerbung zur „Kulturhauptstadt Europas 2010“ die „einfallslose Ästhetik“ in manchen Inszenierungen kritisiert. Rosi Ulrich vom theater-51grad.com hatte Knipp daraufhin vorgeworfen, sich als „Ästhetik-Papst“ und „kulturpolitischer Sprecher“ zu gerieren.
Knipp sagte der taz, er finde die Austritte „äußerst bedauerlich“. Ihm sei „ein Rätsel, wie man den Impuls zu einer Debatte so missverstehen kann“. Vor dem Hintergrund der Bewerbung Kölns als Kulturhauptstadt Europas seien die „kleinkarierten Querschüsse umso unverständlicher“.
Die Kölner Theaterkonferenz wurde 1979 als Interessenvertretung der Kölner Theater gegründet. Ihr gehören derzeit nach eigenen Angaben neben den Städtischen Bühnen mehr als 50 freie Theater und Theatergruppen an.
SEBASTIAN SEDLMAYR