Schon wieder Nazis

„Heimreise statt Einwanderung“: NPD-Funktionäre und Kameradschaften behelligen Osnabrück

Osnabrück taz ■ Zu den Wahlchancen seiner Hamburger Parteikollegen äußerte sich Adolf Dammann, stellvertretender niedersächsischer Landesvorsitzender der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD), nicht. „Alle Parteien haben das deutsche Volk verraten“, klagte der Pensionär stattdessen beim NPD-Aufmarsch „Heimreise statt Einwanderung“ am vergangenen Samstag in Osnabrück.

An die 220 Neonazis folgten dem Aufruf der „wahren nationalen Opposition“ in die niedersächsische Stadt. Doch bevor NPD-Funktionäre und Aktivisten der Freien Kameradschaften vom Güterbahnhof aus marschieren konnten, mussten sie warten. In einem Regionalzug aus Hannover waren Rechte und Linke zusammengestoßen. „Es gab wohl eine Schlägerei“, erklärte ein Polizeisprecher. Am Osnabrücker Hauptbahnhof nahm der Bundesgrenzschutz etwa 30 Personen in „Empfang“ und stellte die Identitäten fest. „Nur unsere Kameraden“, klagte Dammann seinen Gesinnungsgenossen, die mehr als eine Stunde zwischen Lagerhalle und Güterzügen ausharrten.

In der Innenstadt protestierten derweil mehrere Hundert Menschen gegen den Aufmarsch: Ein breites Bündnis von 80 Organisationen – vom Katholischen Stadtdekanat bis zur IG-Metall – hatte zu der Demonstration aufgerufen; auch alle Parteien im Rat der Stadt unterstützten die Aktionen. Die „großen Ausschreitungen“, zu deren Verhinderung über 3.000 Polizisten aufgeboten worden waren, blieben indes aus. Vereinzelt sollen Flaschen und Steine geflogen sein, 87 Personen wurden kurzfristig festgenommen.

Seit Wochen führt die NPD nicht nur ihre Aktionsreihe für mehr „deutsche Kinder“ in Niedersachsen durch. In den Regionen Verden/Rotenburg und Buxtehude setzt sie auch die Kampagne „Den Nationalismus in die Schulen tragen“ um. An neun Schulen verteilten sie bereits Flugschriften. Andreas Speit