Roter Teppich für den Triumph

Die Christdemokraten feiern ihren siegreichen Bürgermeister in der Fischauktionshalle: „Die CDU sollte mal die Möglichkeit haben, es vier Jahre lang zu probieren“

Die Funktionäre der CDU scheinen den richtigen Riecher für die Bürgerschaftswahl gehabt zu haben: Statt die Wahlparty in der feinen Partei-Villa am Leinpfad steigen zu lassen, mieteten sie die Fischauktionshalle an der Elbe und rollten ihrem Kandidaten Ole von Beust schon mal den roten Teppich aus. Das hätte peinlich werden können, erwies sich aber als der richtige Rahmen für den Triumph, den die CDU gestern feiern konnte.

Mehrere tausend Menschen, ein Vielfaches der früher üblichen Gästeschau, zog der Wechsel von der Alster zur Elbe in die Arme der Christdemokraten, darunter viele, die bis dato SPD gewählt hatten. „Die CDU sollte mal die Möglichkeit haben, es vier Jahre lang zu probieren“, sagt Bärbel Knoll, die bis 2001 noch nichts mit der CDU am Hut hatte. Der Vorwurf der Faulheit, der von Beust in der Schlussphase des Wahlkampfs gemacht wurde, focht sie nicht an. „Früher hat man gesagt, dass die Leute, die nachts noch arbeiten, es tagsüber nicht schaffen“, meint sie. „Man muss auch ein Privatleben haben.“ Klaus Knieschke war zwar „nicht uneingeschränkt zufrieden“ mit der Senatsbilanz der CDU, die SPD aber habe „derzeit nicht das Personal, das die Leute vom Hocker reißt“. Von Beust hält er zugute, dass er sich aus den „Beschimpfungen“ herausgehalten habe.

Nicht einmal das Kita-Chaos konnte von Beust schaden. Ihr sei es lieber, wenn jemand keine falschen Versprechungen mache, sagt Bärbel Knoll. Dem SPD-Konzept traut sie nicht über den Weg. Für Bärbel Knoll war es im Vorfeld der Wahl „das Wichtigste, dass Schill nicht rein kommt“. Das sah die große Mehrheit der Gästeschar nicht anders.

Schills Niederlage quittierte die Menge mit unverhohlener Schadenfreude. Sie johlte bei der Ankündigung des Ex-Richters, er werde sein Versprechen wahr machen, im Falle einer Niederlage „wahrscheinlich nach Südamerika“ auszuwandern. „Auf Wiedersehen“, klang es im Chor.

Die Bundestagsabgeordnete Antje Blumenthal zeigte ebenfalls kein Mitleid: Sie sei stolz auf die Wähler, „die Hamburger entscheiden jetzt offenbar endlich von Situation zu Situation“, freute sich die Christdemokratin, die 1964 als 16-Jährige der Jungen Union beigetreten ist. 40 Jahre lang hat sie auf diesen Erfolg warten müssen. Blumenthal: „Das kann man gar nicht beschreiben.“ gernot knödler