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Aufbruch in entschiedener Ruhe

Das war er also, der lang ersehnte und vielbeschworene Aufbruch der Bremer SPD. Als am Samstag die Genossen die 41-jährige Carmen Emigholz wählten und den 54-jährigen Wolfgang Grotheer absetzten, da war von Aufbruch jedoch wenig zu spüren. Zu ruhig, zu gezielt, zu geplant verlief der Parteitag. Gerade mal drei Genossen sprachen für die Neue, nur einer für den Alten, nach zwei Stunden war die Entscheidung da.

Diese eigentümliche Ruhe hat zwei Gründe: Die Basis hat die großkoalitionären Faxen dicke. Das ist nicht neu, aber inzwischen sowas von offensichtlich und oft formuliert, dass nun, da der Zeitpunkt des Handelns da ist, sich niemand mehr aufregt. Wie überreife Früchte werden jetzt die Herren der alten Garde gepflückt. Grotheer war der erste, Albers wird folgen. Fehlt nur noch Henning Scherf.

Sein Agieren in den vergangenen Wochen könnte der zweite Grund für die kühle Besonnenheit des Parteitags sein. Scherf geht – das hat er zwar stets gesagt, aber durch seinen Beinahe-Abgang nach Nürnberg und das Kaum-Dementi seiner Bundesambitionen hat die Basis jetzt schlagartig begriffen, dass Henning Scherf sie verlassen wird – und dass sie auf das Wie und Wann keinen Einfluss hat. Scherf hat seine Genossen ein weiteres Mal getreten: Nachdem er sie erst zum Koalitionsvertrag gezwungen hat, den zumindest die Stadt-Basis nicht wollte, hätte er sie nun sitzenlassen ohne ihnen Zeit für die Nachfolge-Klärung zu geben. Die Partei hat kapiert: Dafür ist es jetzt allerhöchste Zeit. Susanne Gieffers