Die ARD lässt den Adler sturzfliegen

Gerade wurde der Vertrag verlängert, kurz darauf wieder gekündigt: Das Ende einer satirischen Fußballserie

Der Vertrag über 15 neue Folgen war gerade unterschrieben, Autor Tom Theunissen bereits für die Fußball-EM 2004 akkreditiert worden. Mitte Februar tagte die ARD-Sportchefkonferenz. Und dann kam die Kündigung. „Sehr überraschend“, wie Grimme-Preisträger Theunissen sagt. Man habe ihm am Telefon mitgeteilt, „man wolle das nicht mehr“. Gründe: keine.

Es geht um die kleinen Glossen „… die den Adler tragen“, die seit der Fußball-WM 1998 in mittlerweile rund 50 Episoden die ARD-Übertragungen von Länderspielen anreichert. Mal spöttelt Theunissen über Sponsoren-Wichtigtuereien, mal labt er sich an den Grotesken von Pressekonferenzen, gern analysiert er die Sprachakrobatik von Führungsfiguren. Und immer erbricht am Ende der Dreiminüter ein dürres Adlerlogo hustend einen Ball.

Zur Absetzung finden sich in der ARD kaum Erklärungen. Gerd Delling, Hagen Boßdorf und Heribert Faßbender wollen nichts sagen, nur der WDR-Sport-Sprecher, Alexander Hack, nimmt Stellung. Man könne „nicht von canceln oder kündigen“ reden und wolle auch „weiter mit Theunissen zusammen arbeiten“, nur anders: „Wir möchten das Format weiterentwickeln.“ Dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB) interveniert habe, könne man ausschließen, versichert Hack. Doch das Beziehungsgeflecht zwischen Sendern und DFB ist eng. ARD und ZDF zahlen Millionen für Länderspiel-Übertragungen und möchten die Geschäftspartner aus der Adlerwelt nicht verprellen.

Die bislang letzte Adler-Folge war im Herbst 2003 gelaufen, kurz nach Rudi Völlers Scheiß-und-Käse-Performance. Ein Steilpass für den Satiriker: „Ich habe mich damals mit der Vorfreude auf die Pressekonferenz danach beschäftigt.“ Seitdem sei die Kooperation mit der ARD „sehr anstrengend gewesen“, immer wieder seien Befindlichkeiten und Befürchtungen aufgekommen. „Sehr unsouverän“, meint Theunissen. BERND MÜLLENDER