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Kurfürstenstraße

Tarantino vs. Huren

Die Filmcrew muss die Prostituierten vertrieben haben. Sonst steht an einem Sonntag alle dreißig Meter eine Dame in dieser Seitenstraße der Kurfürstenstraße. Seitdem die Lkws, Riesenwohnwagen und Transporter der Filmcrew aufgetaucht sind, den Parkplatz hinter den Möbelhäusern und sämtliche Stellplätze der Umgebung zugeparkt haben, ist die Straße wie leer gefegt.

Die Transporter haben nicht nur zahlreiche, schwarz gekleidete Männer mit roten Schriftzügen ausgespuckt, die rauchend vor Gebäuden herumstehen und mit kritischem Blick die Straße auf und ab schauen, sondern auch viel auf den ersten Blick Undefinierbares. Lkw-Anhänger, die aussehen wie zusammengeklappte Fahrrattraktionen von einem Jahrmarkt, sich aber als transportable Flutleuchter entpuppen. 7,5-Tonner, in denen nur Gerümpel zu stehen scheint, das vermutlich wahnsinnig wichtige und unersetzbare Kulisse ist. An einem anderen hängt ein Zettel „Beleuchtung – Tageslicht“. Wie wohl die „Beleuchtung – Nachtlicht“ aussieht? Dazu Schilder mit handtellergroßen weißen Pfeilen, sorgsam auf Holzstäben befestigt, die mit einem Klotz am unteren Ende versehen sind – lesbar, wetterfest, wiederverwertbar. „Crew“ steht da drauf und „Maske“ und „Extras“. Extras? Vor dem Gebäude, auf das der Pfeil weist, harrt einer der Männer in Schwarz aus, besonders verbissen rauchend und besonders böse blickend. Drinnen ist außer Bierbänken nichts zu erkennen.

Dann die Erkenntnis: Der rote Schriftzug heißt „Inglorious Bastards“, und Quentin Tarantino ist es, der hier dreht. Für ganze sechs Tage soll die Kurfürstenstraße samt Einemstraße gesperrt bleiben – damit der Straßenlärm nicht die Dreharbeiten stört. Schlechte Zeiten für die Prostituierten. SVENJA BERGT

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