City-Maut : Warum nicht?
Wer das Wort Maut hört, denkt an Toll Collect, Milliardenpleite und zusätzliche Abgaben. Deshalb ist die Forderung einer City-Maut der wohl zur Zeit beste Weg, um sich als Politiker lächerlich und unbeliebt zu machen. Vor allem bei den Autoliebhabern im Ruhrgebiet. Doch nur weil der Vorschlag unpopulär ist, muss er nicht falsch sein. Das Ruhrgebiet ist zwar nicht London, aber auch hier kann man im Berufsverkehr ein paar gemütliche Stündchen im Stau verbringen. Die klammen Kommunen könnten die zusätzlichen Einnahmen durch eine City-Maut gut gebrauchen. Und ein paar Autos weniger in den Innenstädten könnten dazu beitragen, das Zerrbild des ewig grauen und stinkenden Reviers weiter zu zerstören.
KOMMENTAR VON KLAUS JANSEN
Auch das Argument, eine City-Maut würde die Innenstädte schwächen und die Einkaufsriesen auf der grünen Wiese stärken, überzeugt nicht. Die Discounter zieht es, unterstützt vom Kirchturmdenken ehrgeiziger Stadtplaner, auch ohne Maut in die Peripherie. Würden mit den Mauteinnahmen die Stadtzentren attraktiver gemacht und der ÖPNV verbessert, wäre auch dem Einzelhandel geholfen.
Es ist schade, dass der Berliner Vorstoß bei den Politikern im Ruhrgebiet versandet. Vor allem die Grünen sollten den Mut haben, das Thema voranzutreiben – ihre Stammwähler würden es ihnen danken. Doch der Schock der Berliner Toll Collect-Pleite hat das Thema Maut auch bei den Grünen zum Tabu gemacht. Wäre schön, wenn sich das nach der Kommunalwahl ändert.