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Archiv-Artikel

zugeschaut Improvisierte Pointen

Die „Frizzles“ waren 1997 angetreten, um das Monopol der Bonner „Springmaus“ auf Improvisationstheater zu brechen. Frech und frisch mutete damals an, was das Quartett scheinbar spielerisch schaffte. Mittlerweile ist man etabliert und das Ehrenfelder Bistro-Bar-Restaurant mit dem wunderbaren Namen „Zeit der Kirschen“ wird nun zur – vorübergehenden? – „Stammbühne“ der Frizzles, die mittlerweile ein Quintett sind und in wechselnden Formationen mit Pianist Lars Duppler auftreten. „Drugstore“ heißt ihr Programm, das aber nur der Rahmen für ständig einzigartige Vorstellungen an der Venloer Straße ist.

Da geht es um Mauscheleien, Eifersüchteleien, Neiderei, verfehlte Autoritäten und Minderwertigkeitskomplexe am Arbeitsplatz. Sicher ein guter Rahmen für das Improvisationstheater, das aus Klischees und Stereotypen schnelle, witzige Handlungen konstruieren muss.

Allerdings bleibt das schauspielerische Talent der Frizzles fragwürdig, oft peinlich laienhaft und langweilig. Die größte schauspielerische Spannbreite schafft überzeugend nur Arnd Cremer mit dem besten Riecher für originelle Wendungen und überraschende Pointen. Mirja Boes dagegen – als „fabulöse Thekenschlampe“ auch im Fernsehen gelandet – ist zu sehr ihrer eindimensionalen SAT.1-Kunstfigur aus der Comedyreihe „Die Dreisten Drei“ verhaftet: etwas naiv, schnoddrig, und rheinisch laut halt.

So geraten nur einige Impro-Momente zu starker Comedy. Der Rest ist bekanntes Improvisationstheater: Handlungswechsel in verschiedenen Kulturen, Genres oder Charakteren. Sicher kann man dem Vorbild „Springmaus“ vorwerfen, sich in punkto Originalität nicht mehr weiter entwickelt zu haben. Allerdings bleibt diesem die Vorherrschaft, da seine Akteure über professionelle Schauspielkunst, Bühnenpräsenz und Pointenfestigkeit verfügen. Bei den Frizzles bleiben viele Passagen unterirdisch albern und klamaukhaft. Es wird unfreiwillig vorgeführt, wie die Comedywelle wegen ihrer weitgehenden Substanzlosigkeit und ihrer fragwürdigen Protagonisten irgendwann im Sand der Belanglosigkeit verendet. Ingo Petz

Die nächsten Termine: 4. März, 20 Uhr, „Zeit der Kirschen“, Venloer Str. 399, Tel 0700/374 99 537, 6. März: 20 Uhr, ZAK, Bergisch Gladbach, Reginhartstr. 40, Tel. 02204/ 97 88 14