Dänischer Beduine in Lackschuhen

Ole Wøhlers Olsen, Dänemarks einziger zum Islam konvertierter Diplomat, soll Basra wieder aufbauen

Der Mann hat offenbar Kondition und Ausdauer. Ole Wøhlers Olsen ist Mitglied in einem Abenteurerklub, und noch als 51-Jähriger legte er die knapp 900 Kilometer lange Strecke zwischen Riad und Mekka durch die Wüste Saudi-Arabiens in einer Woche zurück. Mit dem Fahrrad, wie es sich für einen Dänen gehört. Gestern von Jay Garner in Bagdad offiziell zum „Administrator in Basra“ ernannt, ist der dänische Diplomat nun der einzige Nichtamerikaner, der in führender Position für den zivilen Wiederaufbau des Irak verantwortlich ist.

Olsen erhielt laut Dänemarks Außenminister Per Stig Møller den Vorzug vor einem eigentlich vorgesehenen britischen Administrator, da ein Däne mit weniger Widerstand aus der Bevölkerung rechnen müsse. Obwohl Mitglied der Kriegskoalition, werde Dänemark vermutlich nicht in gleichem Maße als Besatzungsmacht verstanden wie die USA und Großbritannien. Møller: „Niemand kann sich wohl vorstellen, dass Dänemark als Kolonialmacht im Südirak bleibt.“

Ole Wøhlers Olsen selbst vermutet, er habe offenbar „das richtige Profil gehabt“, als man eine passende Person für diesen Job gesucht habe. Tatsächlich spricht er fließend Arabisch, hat umfassende Kenntnisse der arabischen Geschichte und Kultur. In den letzten Jahren war er vom dänischen Außenministerium vorwiegend im Nahen und Mittleren Osten eingesetzt worden, zuletzt vier Jahre als Botschafter in Syrien, davor acht Jahre in Saudi-Arabien. Vorher war der ausgebildete Jurist für sein Land in Chile, Angola und den Philippinen ebenfalls auf zentralen diplomatischen Posten aktiv.

Im Außenministerium, wo er den Spitznamen „Beduine in Lackschuhen“ erhalten hat, wird er als „einer unserer robustesten Mitarbeiter“ beschrieben, der „unter extrem schwierigen Verhältnissen aktiv war“. Und Olsen ist auch noch der einzige dänische Diplomat, der überhaupt jemals vom Christentum zum Islam konvertiert ist. So war seine Fahrradtour vor zehn Jahren auch seine „Hadsch“, seine Pilgerfahrt nach Mekka.

In Basra will er sich um einen „anderen Einstieg“ als bislang die britischen Truppen bemühen. Bisher sei man zu „sicherheitsorientiert gewesen: „Ich will versuchen, mich nicht in gepanzerten Fahrzeugen und umgeben von Leibwächtern zu bewegen.“ Er habe wohl etwas andere Vorstellungen als die beiden pensionierten US-Generäle, die die Verantwortung für den nördlichen und südwestlichen Teil des Irak bekommen, erklärte er der Kopenhagener Tageszeitung Politiken: Er sehe sich eher auf der mehr zivilen Linie der US-Diplomatin Barbara Bodine, der Administratorin für Bagdad. Man solle für den Wiederaufbau nicht auf Exiliraker setzen, welche jetzt in ihre Heimat zurückkehrten, sondern auf die Menschen, welche die Saddam-Herrschaft und den Krieg vor Ort erlebt hätten.

Für die im Irak verbreitete große Skepsis gegenüber der Besatzungsmacht habe er absolutes Verständnis. Es müssten jetzt ganz schnell praktische Resultate erzielt werden, so bei der Strom- und Wasserversorgung. Sein Ziel sei es außerdem, die Verantwortung für die Administration so schnell wie möglich in irakische Hände zu übergeben. Und er hält es durchaus für realistisch, dies in den sechs Monaten zu erreichen, für die er zunächst für diesen Posten ernannt wurde. REINHARD WOLFF