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Archiv-Artikel

Afrikanisches Asyl für Aristide

Zentralafrikanische Republik nimmt Haitis Expräsidenten auf. Der Flughafen der dortigen Hauptstadt Bangui steht unter Kontrolle des französischen Militärs

BERLIN taz ■ In einer der am schwersten erreichbaren Hauptstädte der Welt hat der gestürzte haitianische Präsident Jean-Bertrand Aristide gestern Asyl gefunden. Sein Flugzeug landete auf dem Flughafen von Bangui, Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik. Die Regierung sagte, sie habe Aristide auf Bitten von Omar Bongo aufgenommen, Präsident von Gabun und enger Verbündeter Frankreichs. Der Flughafen von Bangui steht seit dem letzten zentralafrikanischen Putsch 2003 unter Kontrolle des französischen Militärs.

„Mit meinem Sturz haben sie den Baum des Friedens gefällt“, sagte Aristide in einer Radioansprache nach seiner Ankunft in Bangui, nachdem er sich am Flughafen mit Regierungsvertretern getroffen hatte. „Aber er wird wieder wachsen, weil seine Wurzeln stark sind.“ In seiner ersten öffentlichen Äußerung seit seiner Ausreise aus Haiti erwähnte Aristide keine mögliche Rückkehr nach Haiti.

Das US-Außenministerium erklärte, es habe Aristides Ausreise aus Haiti „auf seinen eigenen Wunsch“ organisiert. Zunächst war als Asylland für Aristide Panama ins Spiel gekommen, wo bereits mehrere gestürzte lateinamerikanische Präsidenten Aufnahme gefunden haben. Dort aber lebt bereits Raoul Cédras, der den letzten Putsch gegen Aristide in Haiti 1991 anführte. Marokko und Taiwan sollen Asyl für Aristide abgelehnt haben.

Aus unterschiedlichen Quellen hieß es gestern, Aristide werde in einigen Tage nach Südafrika weiterreisen. Pallo Jordan, Außenpolitiker des dort regierenden ANC, schloss Asyl für den „schlechten Menschen“ Aristide nicht aus. „Man kann sich dabei die Nase zuhalten“, empfahl er. Zu Jahresbeginn war Südafrikas Präsident Thabo Mbeki der einzige hochrangige Gast bei Haitis von Unruhen begleiteten 200-Jahr-Feiern gewesen.

Die Zentralafrikanische Republik ist für Aristide ein interessantes Gastland – nicht nur, weil zwischen den jeweiligen langjährigen Gewaltherrschern Kaiser Bokassa und „Papa Doc“ (Jean-Claude Duvalier) häufig Parallelen gezogen werden. Ähnlich wie in Haiti fiel ihr letzter gewählter Präsident vor kurzem einem Putsch zum Opfer. Ange-Felix Patassé wurde im März 2003 per Militärrevolte gestürzt und durch den heutigen Staatschef Francois Bozizé ersetzt. Dieser genießt das Wohlwollen Frankreichs und der USA, weil sein Vorgänger die Zentralafrikanische Republik näher an Libyen herangeführt hatte.

Unter Bozizé bezog Frankreich wieder militärisch Stellung in einem Land, das jahrzehntelang als Drehscheibe für obskure französische Interventionen in Afrika gedient hatte. Ansonsten ist die Zentralafrikanische Republik genauso arm und instabil wie Haiti. DOMINIC JOHNSON