: Irak: Übergangsregierung bis Mitte Mai
Neunköpfiges Gremium soll alle Bevölkerungsgruppen repräsentieren. Waffeninspekteur bezweifelt US-Angaben
BAGDAD/BERLIN rtr/afp/taz ■ Bis Mitte Mai sollte nach Ansicht des US-Zivilverwalters für den Irak, Exgeneral Jay Garner, eine Übergangsführung aus Irakern gebildet sein. Dem Gremium würden heimgekehrte Exiliraker ebenso angehören wie Vertreter der verschiedenen Volks- und Religionsgruppen. Dieser Kern einer irakischen Regierung werde dann Ansprechpartner der Kriegskoalition sein. Die Übergangsführung solle aus bis zu neun Persönlichkeiten bestehen, sagte Garner gestern. Namentlich nannte er unter anderen die Chefs der beiden kurdischen Organisationen, KDP und PUK, Massud Barsani und Dschalal Talabani, sowie Achmed Chalabi vom Irakischen Nationalkongress.
Garner sagte, der Wiederaufbau der Infrastruktur des Landes gestalte sich nicht so schwierig wie erwartet. Während die USA bei ihren Angriffen den „Wohlstand der Nation“ grundsätzlich bewahrt hätten, werde der Aufbau des Irak durch die geltenden UN-Sanktionen weiter behindert. Die USA setzen sich für ein Ende dieser Sanktionen ein.
Zu neuen Vorwürfen des Chefs der internationalen Atomenergiebehörde, al-Baradei, die USA hätten belastendes Material zu einem angeblichen irakischen Atomprogramm gefälscht, äußerte sich in Berlin der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Walter Lindner, zurückhaltend. Die Bundesregierung habe immer die angeführten Kriegsgründe „für nicht ausreichend“ gehalten. Al-Baradei sagte nach einer Mitteilung des ZDF in einem Interview, alle angeblichen Belege, die von der US-Regierung den UN-Inspektoren vorgelegt worden seien, hätten sich als nicht stichhaltig erwiesen; zum Teil habe es sich um „plumpe Fälschungen“ gehandelt. Al-Baradei bezweifelte zudem, dass mögliche künftige Waffenfunde der amerikanischen und britischen Truppen in Irak glaubwürdig sein würden.
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