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die anderen über tonys geburtstag:

Zum 50. Geburtstag von Premierminister Tony Blair lobt die Londoner Times den Pragmatismus des Briten: Blair ist krampfhaft darum bemüht, den Eindruck abzuschütteln, dass er sich mehr für die internationale Politik als für innenpolitische Angelegenheiten interessiert. Aber wenn man es realistisch betrachtet, ist es kaum verwunderlich, dass die globale Politik die Tagesordnung bestimmt. Unter den globalen Spielern ist Blair – mit Ausnahme des opportunistischen französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac – am längsten im Amt. Die guten Beziehungen zwischen US-Präsident George W. Bush und Blair mögen manchen verwundern. Aber sie haben Vorteile für beide Seiten. Mit 50 hat der Premierminister gelernt, dass ideologische Exzesse zu vermeiden sind und dass in der Politik pragmatische Ansichten und praktische Argumente ihren Platz haben.

Die katholische Tageszeitung La Croix aus Paris schreibt über die Politik des britischen Premiers: Tony Blair macht wirklich eine sehr gute Figur. Bei den großen Anti-Kriegs-Demonstrationen gegen sein entschiedenes Engagement an der Seite der USA in der Irak-Frage galt er als geschlagen, doch nun präsentiert er ein „Sieger“-Image – militärisch und politisch. Mit dem britischen Premierminister spricht der Teil Europas, der zusammen mit den Vereinigten Staaten eine politische, wirtschaftliche und militärische Weltmacht aufbauen will. Frankreich hat er vorgeworfen, ein Europa als „Konkurrenten“ der USA unter der Welt-Kontrolle der Vereinten Nationen zu favorisieren. Blair ist gegen eine solche „multipolare“ Welt, weil er Spannungen und Lähmung befürchtet. Diese Debatte ist wichtig für Europa und noch längst nicht abgeschlossen.

Die russische Regierungszeitung Rossijskaja Gaseta kommentiert am 50. Geburtstag Blairs: Blair fällt es offensichtlich schwer, nicht mehr auf das Gewohnheitsrecht ewiger Jugend pochen zu können, das er in all den Jahren seines Schwindel erregenden Aufstiegs zum politischen Olymp beansprucht hatte. Denn gerade er, Anthony Charles Linton Blair, war mit nur 43 Jahren bei Amtsantritt der jüngste Premierministers seit fast 200 Jahren. Doch es gibt für Blair einen Trost: er altert nicht einsam, sondern im Kreis seiner engsten Weggefährten und Kabinettsmitglieder. Die meisten britischen Minister sind heute knapp unter oder knapp über 50 Jahre alt. Es ist einer der seltenen Fälle in der Geschichte, dass eine Mannschaft von Gleichaltrigen ein Land regiert.

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