fan-repressalien: Polizei hat schon gestanden
Man wird auf mildernde Umstände plädieren: Natürlich wiegt die Sorge um Weihnachtsmarktbummler schwer. Und jeden Nicht-Fan überläuft es kalt, steht er einer großen Gruppe laut und falsch singender Jungmänner gegenüber.
KOMMENTAR VON BENNO SCHIRRMEISTER
Aber ebenso sicher ist, dass die Bremer Polizei bei der Ingewahrsamnahme von 234 Frankfurter Fußball-Fans am vergangenen Samstag unverhältnismäßig – also: im Widerspruch zur rechtsstaatlichen Ordnung – gehandelt hat. Sie hat es selbst gestanden.
Es war ein – in Zahlen: 1 – „äußerst lauter Böller“ und eine bloß gespürte „aggressive Stimmung“, die laut Polizeipressestelle den Einsatzleiter zum Einschreiten bewegte. Die Frankfurter hätten nämlich Bremer Ultras singend aufgefordert, sie mögen doch herkommen, um „aufs Maul“ zu kriegen. Damit wäre für den Einsatzleiter „offenkundig“ gewesen, „dass man es darauf anlegte, sich körperlich auseinander zu setzen“? Das soll das Einsperren von 234 Personen legitimieren? Von denen nur vier angezeigt wurden? Und obwohl es zwischen Frankfurter und Bremer Fans seit Jahrzehnten nicht zu ernsten Prügeleien kam?
Das wäre lachhaft, ginge es nicht um Grundrechte. Und den Umgang der Polizei mit ihnen. Denn wer bei Fußball-Fans schon explodiert, sobald ein Böller laut knallt, wird auch eine Demonstration nicht in den Griff bekommen.
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