: Ready to rumble
Break-Dance mit Shakespeare: In Herne mutiert der Mythos „Romeo und Julia“ zu einem HipHop-Stück
Das „Rumble“-Ensemble geht mit seiner HipHop-Adaption von Shakespeares „Romeo und Julia“ auf Deutschlandtournee. Der Kulturkonflikt war anfangs polemischer Natur: Was geschieht, wenn universitär gebildete Folkwangtänzer auf kampferprobte Straßentänzer treffen? Gibt es Stress, Gerumpel? Würden diese artistischen Untergrundkünstler vom klassischen Theaterpublikum anerkannt, wenn sie auf dem gleichen Niveau tanzen wie ihr vermeintlicher kultureller Widerpart?
Nach dem großen Erfolg haben sich beide Parteien zu einer Company zusammengetan und ein kulturpolitisches Ziel formuliert: Mit ihrem HipHop-Stück wollen der Essener Regisseur Markus Michalowski und sein Ensemble eine neue Wegmarke in der Tanztheater-Landschaft setzen. Mehr nicht. Für Produktionsleiter Zekai Fenerci ist das eine überfällige Konsequenz aus jahrelanger Basisarbeit. Im vergangenen Jahr kommen in der 8.000 Zuschauer fassenden Volkswagenhalle in Braunschweig 16 Breakdance-Formationen zum „International Battle of the Year“, der inoffiziellen Weltmeisterschaft im Straßentanz, zusammen. Ein Familientreffen, wenngleich es auf dem Tanzboden richtig zur Sache geht. Alles ist erlaubt, bis auf eine Kleinigkeit: die Gegner dürfen nicht angefasst werden. Wer anpackt, verliert, weil er keinen Respekt vor dem Gegner zeigt. Selbst wenn die Emotionen kochen, führt das zum Ausschluss.
Als Juror fungiert „Rumble“-Tänzer „Patrock. Eine große Ehre für den Berliner. Auf der VIP-Tribüne sitzen Zekai Fenerci und Regisseur Markus Michalowski neben Sprayerlegende „Mode 2“ und anderen etablierten Persönlichkeiten des HipHop. Im Vorfeld des rasanten Bühnenspektakels diskutieren sie über die Zukunft der internationalen Breakdance-Kultur. Hintergrund der Podiumsdiskussion: Die wenigsten B-Boys können mit dem Tanz ihren Lebensunterhalt verdienen. Werbeauftritte bringen spärlich Geld, sind jedoch rar gesät. Was also tun, damit die „älteren“ Mittzwanziger, denen nach zehn bis 15 Jahren Straßentanz allmählich die Knochen knirschen, ihr Auskommen haben? „Rumble“ nimmt da eine Vorreiterrolle ein. Man zollt den „Rumble“-Vertretern Respekt, dass sie in der 100.000-Euro-Produktion auf die Fähigkeiten von Straßentänzern setzen. Im Kern docken Michalowski und Choreograf Lorca Renoux die Energie der Straßentänzer an die Disziplin der Folkwangtänzer und stellen den Mythos von „Romeo und Julia“ vom Kopf auf den Boden. Eine sehenswerte Performance, die auch für den kommenden „Theaterzwang“ ausgewählt wurde. KURT SCHRAGE
5. und 6. 3., 20:00 UhrFlottmann-Hallen, HerneKarten: 02323-162951