: Schlüsselszene vor Glasmalerei
Heute geht es mit der Schlüsselübergabe offiziell los: Die private Management-Universität ESMT im Staatsratsgebäude öffnet ihre Türen. Zunächst nur Bauarbeitern – ab 2005 auch den Jungmanagern
VON ADRIENNE WOLTERSDORF
Dass ausgerechnet eine Elite kapitalistischer Wirtschaftslenker hier den letzten Schliff erhalten soll, hätte sich Walter Womacka, der Glaskünstler des Staatsratsgebäudes, wohl nicht träumen lassen. Stolze Arbeiter recken auf den denkmalgeschützen haushohen Fenstern des einstigen DDR-Regierungsgebäudes ihre Fäuste – und bieten der neuen European School of Management and Technology (ESMT) eine kokette Kulisse. Heute erhalten die neuen Hausherren, darunter Hochschulpräsident Derek F. Abell, vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit symbolisch den Schlüssel.
Doch statt handverlesener Studierender marschieren erst einmal nur die Handwerker ein. Die von der deutschen Wirtschaft finanzierte Managerschmiede will 35 Millionen Euro in den Umbau des Gebäudes stecken, in dem bis 2001 noch Bundeskanzler Gerhard Schröder übergangsweise regierte. Unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes für den einstigen Honecker-Sitz sollen Innensäle und Kinoraum zu Seminarräumen und Hörsälen umgebaut werden. Die Gesamtanlage mit dem Anbau, in dem bis zur Übersiedelung auch der Bundesnachrichtendienst saß, soll „Campus-Charakter“ erhalten, betont ESMT-Sprecher Thomas Schulz.
Entgegen zahlreichen anders lautenden Vorberichten sei der Start des Projekts weder verschoben worden noch habe es Schwierigkeiten bei der Finanzierung durch die deutsche Wirtschaft gegeben, heißt es. Die ersten Studenten sollen „wie vorgesehen“, ab dem 1. Oktober 2005 Kurse belegen können. Richtig losgehen, mit „mehreren hundert Studenten“ und rund 25 Vollzeitprofessoren, soll es im Januar 2006. Insgesamt rechnet Schulz mit einer Aufbauphase von sechs bis sieben Jahren.
So löblich die private Initiative der Wirtschaft auch sei, „so unverständlich“ bleibe die finanzielle Hilfestellung des Berliner Senats, krisierte gestern die Grünen-Hochschulexpertin Lisa Paus. Während die landeseigenen Unis bis zu 75 Millionen Euro einsparen müssten, kaufe der Senat für 24 Millionen vom Bund das Staatsratsgebäude – um es der ESMT im Rahmen eines Erbbaurechtsvertrages kostenlos zur Verfügung zu stellen.
Die Vertragslaufzeit beträgt 65 Jahre mit zwei Verlängerungsoptionen von je 20 Jahren. Zwar ist der Vertrag zweckgebunden, schließe aber eine kommerzielle Zwischennutzung, etwa für Bürobetrieb, durch die Privatuni nicht aus, so Paus. Zudem bleibe das finanzielle Risiko im Falle eines Scheiterns beim Land.
Man nehme „keinen Cent öffentliches Geld“, betonte Thomas Schulz. Vielmehr bezahle die Uni die 35 Millionen Umbaukosten aus eigener Tasche – und trage wesentlich zur Wiederbelebung des Schlossplatzes bei.