: Sozialabbau mit Sicherheit
Wütende Gewerkschafter empfingen den Bundeskanzler wenig herzlich
Ein herzliches Willkommen sieht anders aus. Mit einem ohrenbetäubenden Pfeifkonzert hatten etwa 500 Hamburger Gewerkschaftsmitglieder Schröder um kurz vor 19 Uhr vor der Halle am die Fischmarkt empfangen. Allerdings mussten sie ihren Protest am Straßenrand inszenieren, denn das gesamte Gelände um Fischauktionshalle war von etlichen Hundertschaften Bereitschaftspolizei weiträumig abgesperrt.
Ungewöhnlich scharf waren auch die Sicherheitsvorkehrungen in der Halle. Selbst Ex-Senator Thomas Mirow musste eine Leibesvisitation über sich ergehen lassen, und Journalisten bekamen zwar einen Getränkegutschein, mussten den Plastikbecher Mineralwasser aber auf einen Zug leeren: Mitnehmen auf die Presseplätze war untersagt.
IG Metall, ver.di, IG Bau – alle großen DGB-Gewerkschaften hatten Schröders Auftritt auf ihre Agenda gesetzt. „So nicht, Herr Kanzler“ und „Sozialabbau, nein danke“ gehörten zum Standardrepertoire der Sprechchöre vor der Halle. Doch auch drinnen wagten einige den Protest mit Schröder-Plakaten mit dem Slogan „Die Partei bin ich“. Deutliche Worten hatte auch der Hamburger DGB-Vorsitzende Erhard Pumm gefunden: „Die Schieflage ist unzumutbar“, so seine Kritik an Schröders Plänen. Diese würden „insbesondere die Schwachen und Benachteiligten belasten“. Auch sei die beabsichtigte Lockerung des Kündigungsschutzes ihm, der nebenberuflich und brav für die SPD in der Bürgerschaft sitzt, nicht einsichtig: „Mir hat noch niemand erklären können, wie dadurch zusätzliche Arbeitsplätze entstehen.“
Auch Schröder schaffte das gestern Abend nicht. SVEN-MICHAEL VEIT