: Terrorismus auf beiden Seiten
betr.: „Massive israelische Militäroperation in Gaza“, taz vom 2. 5. 03
Mit hunderten von Infanteriesoldaten, mehr als 60 gepanzerten Kampfwagen und dutzenden von Hubschraubern ist die israelische Armee wenige Stunden nach der Übergabe der „Road Map“ in den Gaza-Streifen eingefallen. Zurück bleiben mindestens ein Dutzend tote Palästinenser, darunter Kleinkinder, mindesten sechzig zum Teil schwer Verletzte und dutzende zerstörte Häuser.
Außenminister Fischer hat den Anschlag von vor drei Tagen in Tel Aviv „auf das Schärfste“ verurteilt. Zur israelischen Militäraktion in Gaza fehlt jede Stellungnahme. Eine solche erscheint Fischer offensichtlich nicht opportun. Das läuft darauf hinaus, israelischen und palästinensischen Leben unterschiedliche Bedeutung zuzumessen und ist eine moralische Bankrotterklärung.
Ich sehe keinen Unterschied zwischen dem durchgeknallten Selbstmordattentäter, der in Tel Aviv zwei Zivilisten mit in den Tod reißt und dutzende zum Teil schwer verletzt, und der zynischen Berechnung, mit der Israels Regierung die selektive und wahllose Tötung von Zivilisten anordnet. Beides ist ohne Zweifel nur mit der Bezeichnung Terrorismus zutreffend beschrieben.
Die taz-Autorin Susanne Knaul vertrat vor einigen Tagen die interessante Auffassung, der Erfolg des internationalen Friedensfahrplanes hänge im Wesentlichen vom neuen palästinensischen Premier ab. Nun, dieser ist installiert und bestätigt und hat sich ohne Wenn und Aber von Gewalt zur Durchsetzung politischer Ziele distanziert. Er geht damit weiter als jede bisherige israelische Regierung. Die zeigt wenige Stunden nach dem offiziellen Beginn der internationalen Friedensinitiative mit ihrer Militäraktion überaus deutlich, was sie von dieser hält. TARIK TELL, Bonn