Die S-Bahn zum Flughafen
: Vernünftig, halbwegs

Ein guter halber Meter am Tag: Das ist der Raumgewinn beim Bau der S-Bahn zum Flughafen vom ersten Spatenstich vor 17 Jahren bis zur Betriebsreife nächste Woche. Dieses Tempolimit hat eine Ursache – das jahrzehntelange Fehlen sinnvoller Verkehrspolitik in Hamburg.

KOMMENTAR VON SVEN-MICHAEL VEIT

Mit der Strecke nach Fuhlsbüttel werden Versäumnisse der Wirtschaftswunderjahre gelindert. In einer Zeit, als dem Auto auch innerstädtisch die Zukunft zu gehören schien, galt der öffentliche Nahverkehr als Stiefkind. Er wurde systematisch vernachlässigt. Und in Hamburg dauerte das Umdenken besonders lange.

Nicht zufällig ist Fuhlsbüttel der letzte Internationalen Flughafen Deutschlands ohne Schienenanbindung; von einem ICE-Anschluss wie in Frankfurt oder Düsseldorf jedoch darf weiterhin nur geträumt werden. Nun also, da das Ende der autogerechten Stadt unabweisbar ist, gibt es wenigstens eine halbe S-Bahn zum Hauptbahnhof.

Zudem beweist diese Strecke, wie auch das Millionenverbuddeln bei der U4 in die Hafencity, dass unterirdische Verkehrspolitik lange währt und teuer kommt. Inzwischen dämmert es aber selbst dem härtesten Betonschädel in ADAC und CDU, dass ihr jahrelanger Kampf gegen die Stadtbahn Ausdruck ideologiefixierten Rückwärtsdenkens war.

Spät also bricht Vernunft sich Bahn. Immerhin halbwegs.