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Archiv-Artikel

Stimme für die unterdrückte Mehrheit

Für Frauenrechte in Hamburg und weltweit: Ein breites Bündnis mobilisiert zur Demo am internationalen Frauentag

„Das Wahlergebnis ist eine Katastrophe, denn weitere Streichungen sind programmiert“

Frauenförderung in Hamburg – in den vergangenen zwei Jahren eher ein Fremdwort. Statt dessen Kahlschlag bei mädchen- und frauenspezifischen Angeboten, Ende 2003 wurde das „Senatsamt für die Gleichstellung“ aufgelöst: „Die Benachteiligung der Frauen wird in vielen Bereichen negiert und Frauenpolitik ist auf Familienpolitik reduziert worden, anstatt als eigenständiger Bereich zu gelten“, erklärt Elke Peine von pro:fem, dem Verbund der verbliebenen Hamburger Frauen- und Mädcheneinrichtungen, die schwarz-schillsche Praxis.

Um diesen Missstand zu beenden, haben sich Landesfrauenrat und pro:fem sowie Frauenorganisationen aus Gewerkschaft, Kirche oder Parteien zum „Frauenbündnis 8. März 2004“ zusammengeschlossen. „Wir sind die Mehrheit – Frauenrechte weltweit“ heißt das Motto, unter dem sie am Weltfrauentag zur Demonstration aufrufen. Mit ganz konkreten Forderungen an Hamburgs künftigen schwarzen Senat. So will das Bündnis unter anderem, dass die Kürzungen für Frauen- und Mädcheneinrichtungen zurückgenommen werden. Und es fordert Ganztagsbetreuung für Kinder, damit die Mütter ihre berufliche Existenz sichern können.

„Frauen- und Gleichstellungspolitik muss auf Regierungsebene betrieben und darf nicht der Familienpolitik untergeordnet werden“, sagt darüber hinaus Ursula Dau, 1. Vorsitzende des Landesfrauenrates Hamburg e.V., und fordert 50 Prozent der Macht in Politik und Wirtschaft. Auch beim Projekt „wachsende Stadt“ müsse die Situation der Frauen weit stärker berücksichtigt werden. „Die Gleichberechtigung, die von Männern propagiert wird, ist eine Lüge“, wird Teresa Jakob von der linken sozialistischen Arbeitsgemeinschaft der Frauen in der PDS (AG Lisa Hamburg) noch deutlicher. Der 8. März ist deshalb „der Kampftag der Frauen“: „Mit der Demo wollen wir der unterdrückten Mehrheit eine Stimme verleihen. Wir fordern keine Almosen von den Männern, sondern gleiche Rechte.“

Die AG Lisa Hamburg will sich zudem für internationale Frauenrechte – wie sexuelle Selbstbestimmung und Anerkennung geschlechtstypischer Unterschiede – einsetzen. Ein Anliegen, das, ebenso wie der Schutz für Migrantinnen, auch Ilse Behrens, 3. Vorsitzende des Landesfrauenrates und Koordinatorin des „Bündnis 8. März 2004“, besonders wichtig ist. „Wir wollen mobil machen und zeigen, wie stark wir sind.“

Nötig ist dies allemal. Die Vereinbarung von Kindern und Beruf sei derzeit für Frauen in Hamburg quasi unmöglich, bilanziert Katrin Behrmann, Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der sozialdemokratischen Frauen (AsF). Außerdem sei das Beratungsangebot desolat, nicht zuletzt, da es viel zu wenige Frauenhäuser gebe. Und auch der Opferschutz liegt der 38-jährigen Rechtsanwältin am Herzen. Er müsse ausgebaut und nicht „mit dem zur Verfügung stehenden Geld irgendwelche Haushaltslöcher gestopft“ werden. „Das Wahlergebnis ist eine Katastrophe für uns Frauen, denn weitere Streichungen im Bereich der Frauenpolitik sind bereits programmiert“, prognostiziert Behrmann. Marieke Kraft