der wochenendkrimi : Geschnetzeltes
„Bella Block – Hinter den Spiegeln“, Sa., 20.15, ZDF
Die Geheimnisse des Wohlstands – durch die kahlen Hintereingänge dringt man schneller zu ihnen vor als durch die prunkverhangenen Lobbys. Das weiß auch Bella Block (Hannelore Hoger), die hier im Angestelltenbereich einer Luxusherberge den Mörder des Hotelmanagers sucht. Nicht zufällig fühlt man sich an „Gosford Park“ erinnert, jenes Sittengemälde von Robert Altman, in dem der Verfall des englischen Adels durch die Gespräche der Bediensteten beleuchtet wird: Block schleicht durch Waschkeller und Vorratsräume, durch verwinkelte Flure und unterirdische Gänge, um dem Personal auf den Zahn zu fühlen. So entwickelt der Zuschauer nach und nach ein Gefühl für die komplexen Räumlichkeiten und sozialen Abhängigkeiten innerhalb des Hotels. Regisseur Thorsten Näter ist unter den Krimi-Vieldrehern eben einer der inspiriertesten. Er neigt aber auch dazu, sich manchmal etwas viel aufzuladen. Deshalb handelt „Hinter den Spiegeln“ von ganz vielen Themen auf einmal: von Missbrauch und Ehebruch, von Krebs im Endstadium und verleugneter Homosexualität – sowie auch noch von einem Haufen drolliger Hobbydetektive, die durch eine „Murder Mystery Convention“ im Hotel Missverständnisse produzieren. Trotzdem: Wie Block sich von einem verliebten Koch in der nächtlichen Stille der Großraumküche Geschnetzeltes braten lässt, das gehört schon zu den außergewöhnlichsten Szenen in einem Wochenendkrimi seit langem. CHRISTIAN BUSS