: „Eine hochgeputschte, medial erzeugte Stimmung“
taz: Wer wird in Kärnten Landeshauptmann?
Günter Ogris: Wahrscheinlich wieder Jörg Haider. Denn egal wie viel er verliert, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die ÖVP ihn wieder wählen wird, hoch.
Die Spitzenkandidaten der ÖVP haben aber versichert, sie würden Haider nicht wählen.
Die sich da festgelegt haben, werden nach einer zu erwartenden Wahlniederlage wohl nicht mehr das Sagen haben.
Wie ist es möglich, dass die FPÖ, die Partei, die überall sonst verliert, in Kärnten erneut zur stärksten Kraft werden kann?
Es geht um eine hochgeputschte, medial erzeugte Stimmung. Haider ist der Einzige, der regelmäßig und permanent überregionale Medienarbeit macht und dadurch eine Dynamik und Überzeugungskraft im Wahlkampf entwickelt, die nach Kärnten zurückwirkt.
Nirgends sonst ist Haider so populär. Sind die Kärntner anders?
Es gibt ein paar traditionelle Unterschiede zum restlichen Österreich: Der wichtigste ist die Schwäche der ÖVP. Das liegt an der traditionellen Schwäche der Katholischen Kirche und am starken Ausmaß von Protestantismus und nationalistischem Protestantismus. Das ist die kulturelle Wurzel, die den Nationalsozialismus und danach die einflussreichen rechten Deutschkärntner Traditionsverbände so stark gemacht hat. Diese haben sich jetzt zum Großteil aus der SPÖ verabschiedet und unterstützen Jörg Haider.
INTERVIEW: RALF LEONHARD
Günther Ogris ist Gründer und Leiter des Institute for Social Research and Analysis (Sora) in Wien.