: Gemischtes Doppel
Der WDR erweitert seine Namensgleichheitsdoppelporträts: Nach den Willi/ys und den Helmuts sind jetzt Frauen dran. Heute zwei C/Kat(h)arinas
von JENNI ZYLKA
Auch Frauen haben interessante Lebensgeschichten. Das weiß der WDR, und das weiß Lothar Schröder. Darum hat er nach den grandiosen Doppelporträts über bekannte Männer mit dem gleichen Namen (unter anderem Helmut Kohl und Helmut Thoma) seine Zwillingsforschung auf die Damen ausgeweitet. „Katarina & Catharina“ ist die erste Folge dreier Dokumentar-Porträts. Und im Film über Kati (Witt nämlich) und Catharina-Nina (Hagen nämlich) bekommt man gleich die volle Ladung Ostbiografie, einmal, wie sie sein soll, und einmal, wie sie sich niemand hätte träumen lassen.
Auch wenn der Grobschnitt der jeweiligen Katharinenleben bekannt sein dürfte, Lothar Schröder erzählt sie ausführlich, kurzweilig und voller Ironie und Interesse: Von der kleinen, stetig grinsenden Eis-Kati im Schlumpfkostüm, die vor allem durch Ehrgeiz und Staatstreue in die Eiskunstlaufprinzessinnengefilde schlitterte, von der guten DDR-Bürgerin, der zwar die Stasi die ganze Zeit über die graziösen Schultern lugte, die die Schlapphutfraktion aber durch gezieltes Preisgewinnen immer mehr zu ihrem Vorteil nutzen konnte – wer eine Gewinnerin behalten will, muss sie hofieren, auch als sozialistischer Staat, der seine Prinzessinnen lieber kurz hält.
Die Geschichten über die andere Catharina, die sich schon lange Nina nennt, werden dabei wie ein komischerweise doch immer wieder passendes Puzzle dazugemischt: Nina Hagens Schlagererfolge mit dem vergessenen Farbfilm in der DDR, ihre Aufmüpfigkeit, die Ausbürgerung, der Erfolg im Westen und dann die lange Strecke der relativen Erfolglosigkeit, in der Nina vor allem als Medienclown und Plakettenprovokateurin durch die Boulevardpresse hampelte.
Anekdötchen auf Lager
Immer wieder kommen interessante Menschen zu Wort, deren O-Töne zwischen die schön ausgewählten Filmsequenzen gesetzt sind: Alice Schwarzer kommentiert pointiert und weise, Jim Rakete hat einige Anekdötchen auf Lager und der Schauspieler Bernd Michael Lade erinnert sich an seine Zeit als pöbelnder Ostpunk und Nina-Fan. Dazu amüsieren und erschrecken Archivszenen aus der DDR- und BRD-Fernsehvergangenheit, die wunderbar ausgewählt und montiert sind.
In der zweiten Folge geht es um Uschi Glas und Obermaier, die außer dem Namen noch den Wirkungskreis gemeinsam haben – die eine als Münchner APO-Pin-up, die andere als spießige Schwabinger Schwiegertochter. Übrigens trafen sich beide vor ein paar Jahren dort, wo sich anscheinend Showbusinessdamen immer treffen müssen: im Playboy, Uschi O. auf dem Cover, Uschi G. als von dem reaktionären Männermagazin gewählte „erotischste Frau über 50“. Und der dritte Film erzählt von uns Hildchen Knef und der DDR-Richterin Hilde Benjamin und erweitert damit die Jahrzehntrückblicke bis in die Vierziger.
Im direkten Vergleich waren Schröders grimmepreisnominierten Männerporträts vielleicht manchmal noch eine Spur humoriger, als ob es leichter ist, über Willy Brandt oder Willi „Ente“ Lippens zu witzeln als über die Uschis dieser Welt, aber wenn Schröder seine spitzen Texte textet, dann sitzen sie richtig. Genau so sollte Zeitgeschichte bitte schön viel öfter verkauft werden.
Heute: „Katarina & Catharina“; 16. Mai: „Uschi & Uschi“; 23. Mai: „Hilde & Hilde“. Jeweils 23.00 Uhr, WDR