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Archiv-Artikel

Tiananmen: Arzt fordert Wahrheit

PEKING dpa ■ Der Pekinger Arzt Jiang Yanyong, der maßgeblich zur Enthüllung der Sars-Epidemie 2003 in China beigetragen hatte, hat eine offizielle Neubewertung der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989 gefordert. „Die Fehler unserer Partei müssen von der Partei selbst gelöst werden“, schrieb Jiang Yanyong dem zurzeit tagenden Volkskongress. „Je früher und tief gehender umso besser“, heißt es in dem Schreiben, wie der Arzt gestern bestätigte. Der 72-Jährige genießt in China große Anerkennung, seit er vor einem Jahr die Wahrheit über den zunächst vertuschten Ausbruch der Lungenkrankheit und die Zahl der Patienten in einem Brief an ausländische Medien aufdeckte. So zwang er die Regierung, das wahre Ausmaß zuzugeben. Die KP-Führung hat die Demokratiebewegung 1989 als konterrevolutionären Aufstand verurteilt und den Militäreinsatz auf dem Tiananmen-Platz am 4. Juni 1989 als notwendig gerechtfertigt, um die Stabilität zu wahren. Das Massaker, bei dem mehrere hundert Menschen starben, ist in China ein Tabu-Thema.