: h.g. hollein Ortsworte
Der Sinn für Ausgewogenheit, der mir eignet, seit ich ein Kindlein war, heischt bisweilen vergeblich Antwort. So sind mir meine Eltern bis heute die Erklärung dafür schuldig geblieben, wie es unmittelbar vor den Toren meiner Geburtsstadt Hameln zwei Dörfer namens Groß Berkel und Klein Berkel geben konnte, aber mitnichten eines, das da Ur-, Mittel- oder auch nur Berkel geheißen hätte. Ganz abgesehen von der Frage, was eigentlich ein Berkel ist. In Schleswig-Holstein findet man zumindest Klixbüll und Klanxbüll, aber wo sind Klexbüll, Klonxbüll und Kluxbüll? Wie ich im Laufe der Jahre feststellen konnte, ist die Welt voll von ähnlich inkonsequenten Ortskonfigurationen. So gibt es bei Schwerin ein Alt Meteln und ein Neu Meteln. Nur nebenbei: denkbar und irgendwie charmanter wäre ja Jung Meteln gewesen. Wie dem auch sei, auch hier fehlt das schlichte Meteln. Als Keimzelle figuriert immerhin Hof Meteln, und wenn man weiß, dass gleich in der Nähe Zickhusen liegt, läßt sich zumindest ahnen, weshalb ein gewisser Abstand zwischen den einzelnen Gemeinden sein musste. Nachgerade erstaunt hat mich der Umstand, dass es tatsächlich ein Unterammergau gibt, wohingegen dem nahe gelegenen Unternogg das komplementäre Obernogg fehlt. Und natürlich existieren weder Nogg noch Ammergau. Dass neben Niederoderwitz kein Platz mehr war für Hohenoderwitz, mag dagegen einleuchten. Trotzdem fände ich ein bisschen mehr Stringenz in der Ortsbenamsung durchaus am Platze. Kein Großes ohne sein Kleines. Hat doch selbst Berlin im Holsteinischen sein Pendant und im Brandenburgischen gar sein Berlinchen.