: Erogene Zonen
Der Körper auf Reisen – eine Spurensuche der Erbauung im neuen Jahrbuch für Reise- und Tourismusforschung
„Voyage, das Jahrbuch für Reise- und Tourismusforschung“ spürt in seiner neuesten Ausgabe der „Eisenbahn als erogene Zone“ nach. Schwerpunktthema der jüngsten Ausgabe ist der „Körper auf Reisen“. Und es ist erfreulich, dass sich die Herausgeber über die übliche Wellnessthematik an Örtlichkeiten vorwagen, wo es leicht knistert. Auch über erotische Themen wird an Universitäten geforscht: zum Beispiel, wie im Jahrbuch nachzulesen, über die knifflige Frage eines Unterschieds zwischen moralisch verwerflichen und moralisch umstrittenen Verbindungen beim Sextourismus. Besonders amüsant ist das Strandkapitel und der Versuch, den Strand als öffentliche Meile des Sehen- und Gesehenwerdens zu rehabilitieren, sein „liberalisierendes und erotisierendes Flair“ zu preisen. Hier, so meinte bereits der Tourismustheoretiker Jean Didier Urbain, kommen sich die Leiber näher. „Voyage“ legt nun nach und schreibt: „Am Rande des Meeres öffnet sich die Tür zum Paradies.“
Das ist nett. Wehe dem, der hier „hässlicher Tourist“ ruft. Tourismuskritikern und allen, die „Voyage“ dafür hält, wirft dieser schöngeistige Band zum Schluss einen bösen Beitrag hinterher. Wo Ungefälliges zutage tritt, da sieht man bei „Voyage“ nicht so genau hin, da grenzt man sich lieber ab. CHRISTEL BURGHOFF
„Voyage, Jahrbuch für Reise- und Tourismusforschung“, DuMont-Verlag, Köln 2003, 20,40 €