Gender-Trouble

Frauen wollen das eine

Eine Kneipe, zwei Bier, ein Gegenüber. „Das ist doch alles biologisch“, sagt das Gegenüber und macht eine ausladende Geste. Etwas irritiert schaust du dich um. Junge und nicht mehr ganz junge Leute wippen, trinken, reden oder dösen. Das Übliche.

„Was ist jetzt biologisch?“, fragst du nach. Das Gegenüber nimmt einen tiefen Schluck, setzt die Flasche ab und hebt an: „Na, Frauen wollen eben ficken“, sagt es, „Frauen wollen so viele Männer ficken wie möglich!“ „Aha“ ist das Einzige, was dir dazu einfällt, und deshalb sagst du: „Aha.“ Und dann fügst du hinzu: „Und Männer wollen nicht ficken?“ Das Gegenüber zieht die Augenbrauen zusammen, schaut dich prüfend an und erklärt dir dann mal ganz genau, was Männer wollen: „Männer wollen ein Haus“, sagt das Gegenüber, „und Kinder. Und wenn’s hoch kommt, einen Swimmingpool.“ Dir fällt dazu immer noch nichts ein außer eben das eine, und deshalb wiederholst du dich und sagst: „Aha.“ Und das Gegenüber kommt in Fahrt: „Es ist doch so“, sagt es, „von wegen Gleichberechtigung und so. Wenn eine Frau mehr Geld verdient als ihr Mann, wird sie ihm das immer vorwerfen. Aber wenn der Mann das Geld hat, dann wird haarklein aufgerechnet, verstehste?!“ „Mhm“, machst du.

Jetzt hebt das Gegenüber den Zeigefinger: „Wir wurden zu Sitzpinklern erzogen und dann mit Stehpinklerinnen betrogen.“ An dem Punkt verstehst du die Welt nicht mehr. Vielleicht hättest du in Bio damals besser aufpassen sollen, überlegst du, dann würde dir das jetzt nicht alles so krude vorkommen. In einem letzten Versuch hakst du nach: „Und das ist jetzt biologisch?“ Das Gegenüber freut sich: „Eben!“, ruft es, und haut mit der Faust auf den Tisch. „Das ist alles biologisch!“

LEA STREISAND