In der Schattenwelt

Nordelbische Kirche fordert Rechte und Hilfsangebote für illegal in Hamburg lebende Ausländer. Kampagne für Gastfreundschaft gestartet

von EVA WEIKERT

Die rigide Abschiebepolitik des Rechtssenats treibt immer mehr Flüchtlinge in die Illegalität. Das beklagt die Nordelbische Kirche. Wie deren Flüchtlingsbeauftragte Fanny Dethloff warnt, führt Hamburg „eine Abwehrschlacht gegen Flüchtlinge, die nur auf hohe Abschiebezahlen zielt“. Zugleich lägen die Hilfsangebote für Menschen ohne Papiere brach. Mit ihrer neuen Kampagne „Gastfreundschaft statt Fremdenfeindlichkeit“ will die Kirche auf das Elend der illegal hier lebenden Ausländer hinweisen, für die selbst in medizinischen Notfällen der Weg in die Klinik ein erster Schritt in die Haft sein kann.

Dethloff trägt eine lila Schleife am Revers, als sie im Diakonischen Werk fordert, das Thema der Statuslosen „aus seiner Schattenwelt zu befreien und öffentlich zu diskutieren“. Die Schleife hat die Kirche zum Zeichen der Solidarität mit den so genannten Illegalen erkoren, weil „sich die jeder selbst binden und an die Kleidung stecken kann“, so die Pastorin. „Illegale“ werden Migranten ohne Papiere genannt oder jene, die sich hier nicht aufhalten dürfen. „Während in vielen Gemeinden etwa medizinische Hilfe oder Rechtsberatung für Statuslose geleistet wird, übergeht die hohe Politik das Thema auch beim Zuwanderungsgesetz“, rügt Dethloff.

Nach Schätzungen leben bundesweit etwa eine Million Menschen ohne Aufenthaltsrecht und damit ohne soziale Rechte und existenzielle Absicherung. Für Hamburg belaufen sich die Schätzungen der vergangenen Jahre auf 50.000 Betroffene.

„Nach unserer Erfahrung ist die Zahl inzwischen gestiegen“, sagt Christel Seiler. Die Ehrenamtliche betreut eine kirchliche Wohnung in Hamburg, in der Flüchtlinge vorübergehend Schutz finden. Die Gründe für das Leben in der Illegalität seien „vielfältig, oftmals ist es die Angst vor Abschiebung“. Die Untergetauchten litten an Einsamkeit, Angst vor Denunziation und faktischer Rechtlosigkeit. Die restriktive Ausländerpolitik des Senats „produziert regelrecht Illegale“, warnt die Helferin. Als Beispiel einer schonungslosen Ausländerpolitik nennt sie die Behördenpraxis, Duldungen nur noch im 14-Tage-Rhythmus zu verlängern, sowie die Ankündigungen von Massenabschiebungen.

Die Nordelbische Kirche fordert jetzt „einen gesellschaftlichen Konsens“ für den Umgang mit Statuslosen. Darüber hinaus müssten Hilfsangebote für diese Gruppe geschaffen werden. Dazu gehört nach Ansicht der christlichen Helfer der Zugang zu medizinischer Versorgung und Bildung ebenso wie befristete Unterkünfte. Einen „Skandal“ nennt Pastorin Dethloff die Kriminalisierung von Unterstützern. Steht doch die Hilfe für „Illegale“ unter Strafe.

Veranstaltungen der Kampagne „Gastfreundschaft statt Fremdenfeindlichkeit“ unter www.diakonie-hamburg.de