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Archiv-Artikel

Bäume ohne Lobby

Anwohnerproteste kamen zu spät: Gestern morgen wurde die Baumreihe am Weserstadion abgeholzt. Die Entscheidung darüber fällte die Weserstadion GmbH. Oder das Sportamt. Oder der Wirtschaftssenator. Der Umweltsenator jedenfalls nicht

Bremen taz ■ Geheult habe sie, als sie die abgeholzten Bäume sah, sagt Petra Wessels. Sie wohnt in der Nähe des Weserstadions und geht dort gerne spazieren. Ging, bis gestern. Denn nachdem im letzten Sommer bereits eine Reihe Platanen wegen der Umbauten am Stadion dran glauben musste, wurden gestern auch die Bäume vor den Kassenhäuschen umgenietet, 14 Linden und Platanen. Einige der Bäume hätten einen Stammumfang von 140 Zentimetern gehabt, sagt Wessels. Damit sie nicht bei den Bauarbeiten verletzt würden, hätte sie noch Gitter aufgestellt und geglaubt, die halbstaatliche Weserstadion GmbH würde die Bäume stehen lassen, denn schließlich wäre es einfacher gewesen, sie sofort zu fällen, damit die Baufahrzeuge leichter durch kommen.

“Wir wussten nicht genau, was mit den Bäumen passieren wird“, räumt der Geschäftsführer der Weserstadion GmbH, Wolfgang Heise ein. Die erst jetzt vorliegende detaillierte Planung des Außengeländes hätte ergeben, dass das Gelände wegen des Ausbaus der Nordgeraden mittlerweile zu klein für eine Baumreihe geworden sei. Die Zuschauer hätten die Kassenhäuschen nicht erreichen können. Die neuen wohlgemerkt, denn auch die alten Kassenhäuschen würden verschwinden, so Heise. Statt dieser werden in Zukunft drei mobile Ticketwagen aufgebaut. Eine Einbeziehung des Beirates in die Planungen habe nicht stattgefunden: „Wir haben gefragt, wen wir fragen mussten.“ Das sei zunächst das Umweltamt gewesen. Doch das ist in diesem Fall gar nicht zuständig. Sagt der Sprecher des Bau-, Umwelt- und Verkehrssenators, Holger Bruns. Da es sich um eine Sport- und Freizeitfläche in öffentlichem Besitz - verpachtet an die Weserstadion GmbH - handle, müsse das Sportamt selbst entscheiden, was es für richtig hält. Eine Zustimmung von Seiten des Umweltsenators habe es nach seinem Wissen nicht gegeben, so Bruns. Heise stellt dies anders dar, genauso wie Stefan Luft, Sprecher des Wirtschaftssenators, der die Aufsicht über die Weserstadion-Gesellschaft hat. „Wir haben unsere Zustimmung gegeben, weil der Umweltsenator einverstanden war“, sagt Luft. Die Voraussetzung sei, das als Ersatz 20 neue Bäume gepflanzt würden. Im Sportamt wiederum möchte sich der verantwortliche Mitarbeiter nicht zu seinen Gründen äußern, den Wünschen der Stadionsgesellschaft zu entsprechen. Er verweist an deren Geschäftsführer. Der wiederum an das angebliche „Okay“ des Umweltsenators. Der nicht zuständig ist.

“Welchen Sinn macht das eigentlich?“, fragt dementsprechend ratlos die Anwohnerin Wessels. „Wir freuen uns darüber, dass die da sind und die Fußball-Zuschauer doch auch - da kann man doch auch drum herum bauen.“ Eiken Bruhn