Per Monatsabo beim „War On Terror“ mitmachen

Am heimischen Computer Saddam jagen oder die Taliban beschießen: Die amerikanische Software-Firma Kuma rüstet ihre Ballerspiele mit Nachrichtenbildern auf. Für 6,95 Dollar monatlich kann man aktuelle Kriegsereignisse nachspielen. Fernsehberichte liefern die Rahmenhandlung

Hey, wollen wir noch mal die beiden Söhne von Saddam Hussein verhaften? Mit einer kleinen Armee über ihre Villa in Mossul herfallen, eine Rakete durchs Fenster jagen, den einzigen Überlebenden, einen 14-Jährigen, mit MGs niedermähen und schließlich die halbverkohlten Leichen der beiden Brüder herausschleppen?

So ungefähr soll man sich wohl auf das Computerspiel „Kuma: War“ freuen, das seit einigen Tagen im Internet kursiert. Die erste Folge, bei der man Saddams Söhne am heimischen PC „verhaftet“, kann umsonst heruntergeladen werden. Für das fertige Online-Spiel will die New Yorker Firma Kuma 6 Dollar 95 monatlich. Denn „Kuma: War“ ist kein fertiges Spiel, sondern soll aktuelle Kriegsereignisse in aller Welt am Computer nachspielen lassen. Im monatlichen Abonnement bekommt man den „War On Terror“ auf den heimischen Computer geladen.

Als nächste „Episode“ ist die „Operation Anaconda“ angekündigt, eine Schlacht während des Afghanistan-Feldzugs. Auch die Festnahme von Saddam Hussein steht auf dem Programm der Entwickler. Die Unruhen in Haiti hält Kuma-Chef Keith Harper hingegen für kein geeignetes Spielsujet: „Da ist nichts zu passieren, was irgendeine taktische Bedeutung gehabt hätte“, sagt er. „Kuma: War“ versteht er als eine Art Kombination aus dem Ballerspiel „Counterstrike“ und CNN: „Wir erlauben es, die Nachrichten so zu erleben, wie es im Fernsehen nicht möglich ist.“

Die Berichterstattung der amerikanischen Nachrichtenkanäle liefert freilich den Rahmen für das Spiel. Auf seinen Einsatz wird der Spieler gründlich vorbereitet: mit Videoaufnahmen der „embedded reporters“, Landkarten und den Ratschlägen der notorischen Experten vor dekorativer Bücherwand. So gut informiert stürzt er sich begleitet von dramatischen Orchesterklängen ins Kampfgetümmel. „Play the News“, wirbt das Unternehmen für sein Spiel.

„Kuma“ bietet so eine neue Art von militärischem Entertainment. Schon länger kann man echte Konflikte wie die Schlacht um Gettysburg oder den Zweiten Weltkrieg detailgetreu am Rechner nachkämpfen. Kriegsspiele wie „Command & Conque“ erschienen rechtzeitig zum Irakkrieg in neuen Versionen, die eine erstaunliche Nähe zum tatsächlichen Kriegsverlauf hatten. Und die amerikanische Armee vertreibt im Internet das Gratis-Spiel „America’s Army“, um neue Rekruten zu werben.

Aber dass man ein reales Kriegsgeschehen nur wenige Monate nachdem es stattgefunden hat am PC nachspielen kann, ist eine neue Qualität. Kuma behauptet, seine Informationen nicht nur aus den Medien, sondern auch direkt aus dem Pentagon zu beziehen. „Wir haben ein Team von Forschern, die alle Informationen über den Krieg gegen den Terrorismus auswerten“, sagt Kuma-Chef Halper. „Dadurch haben wir inzwischen ein sehr genaues Wissen, aus dem wir Schlüsse ziehen können, was als Nächstes passiert.“ Vielleicht kann man die nächste Schlacht im Kampf gegen den Terror schon ausfechten, bevor sie überhaupt stattgefunden hat.

TILMAN BAUMGÄRTEL